Obama guckt bei Gingrich ab Mit den Waffen seiner Gegner
16.05.2012, 22:47 Uhr
Ausschnitt aus "Steel", dem neuen Obama-Wahlkampfspot.
(Foto: YouTube)
Wieder kommt Romneys Vergangenheit auf den Tisch: Obama greift ihn wegen seiner Zeit bei "Bain Capital" an, einem umstrittenen Finanzinvestor, der mehrere Unternehmen in die Pleite getrieben hat. Es sind Vorwürfe, die bereits im Vorwahlkampf laut wurden, und die Romney Macher-Image untergraben.
Es ist die Hürde, an der Barack Obamas Wiederwahl scheitern könnte: Die mutmaßliche Wirtschaftskompetenz seines Konkurrenten Mitt Romney. Der wird nicht müde, Obama die schwächelnde Konjunktur und die hohe Arbeitslosigkeit nach der Finanzkrise anzulasten. Dagegen stellt er gerne seine eigene Erfahrung in der Privatwirtschaft. Doch diese Waffe will Obama ihm nun offenbar frühzeitig aus der Hand schlagen.
"Stahl" lautet der schlichte Titel seines neuen Wahlkampfvideos. Darin erzählen Mitarbeiter der Stahlfirma "GS Technologies" ihre Erlebnisse mit dem jungen Manager Romney, damals aktiv für den Finanzinvestor Bain Capital.
Job-Schaffer oder Job-Vernichter?
Romney und Bain, so der Vorwurf, hätten die Firma aus dem ländlichen Missouri aufgekauft, finanziell ausgesaugt und dann dem Bankrott überlassen. "Es war wie einem Freund beim Verbluten zusehen", so einer der rund 750 ehemaligen Mitarbeiter, die damals ihre Arbeit verloren.
Dazwischen kommt immer wieder Romney bei Wahlkampfauftritten zu Wort. "Ich weiß wie das Geschäft läuft, ich weiß warum Jobs entstehen und warum sie verschwinden," so der Ex-Gouverneur und Multimillionär.
Für Romney ist sein Aufstieg als erfolgreicher Manager die argumentative Grundlage für seine Kandidatur: Tausende Jobs habe er damals bei Bain Capital geschaffen, Firmen mit Finanzspritzen geholfen, die heute Milliarden verdienen. Der Obama-Spot will den Blick jedoch auf die andere Seite der Bain-Geschichte lenken: Auf die vielen Pleiten, die am Ende vieler Beteiligungsgeschäfte stehen, und die Menschen ihre Jobs kosten - während Firmen wie Bain Capital reich werden.
Gingrich legte Bain-Fundament
Es sind Geschichten wie die von "GS Technologies", mit denen Obama nun versucht, Romney als unsozialen Turbo-Kapitalisten abzustempeln. Der "Stahl"-Spot ist Teil einer großangelegten Kampagne und soll zunächst in fünf von Industrie geprägten Staaten laufen, darunter Ohio und Virginia. Begleitend gibt es eine eigene Webseite, die sich mit Romneys Vergangenheit bei Bain beschäftigt.
Völlig überraschend dürfte der Angriff für das Romney-Lager allerdings nicht kommen. Schon der Republikaner Newt Gingrich hatte im Vorwahlkampf versucht, Romneys Image als Wirtschaftsfachmann zu untergraben. Mit Spenden des Kasino-Milliardärs Sheldon Adelson kaufte Gingrich zu Beginn des Jahres die Rechte an einer kritischen, zum Teil recht zweifelhaft recherchierten Anti-Romney-Dokumentation. Der Titel: King of Bain.
Romney antwortet mit Erfolgsstory
Allerdings ist im schnelllebigen US-Wahlkampf fraglich, wie lange solche Vorwürfe wirken. So ist zum Beispiel der Macher von "King of Bain" nach eigenem Bekenntnis inzwischen Romney-Fan. Außerdem hat das Romney-Lager bereits eine passende Antwort parat: Erfolgsgeschichten aus Romneys Bain-Zeit.
Den kontroversen Film sucht man auf der offiziellen Seite übrigens vergeblich - er wurde durch einen Gingrich-Werbespot ersetzt.
Quelle: ntv.de