Internet im Koffer USA bauen Zweitnetze auf
12.06.2011, 18:55 Uhr
Bei einer Demonstration gegen den Wahlbetrug in Teheran, 15. Juni 2009.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die USA bauen in Afghanistan ein zweites Handy-Netz auf, das sicher ist vor Attacken der Taliban. Für Länder wie Iran und Syrien entwickelt sie Technologien, mit denen Oppositionellen die Kommunikation ermöglicht werden soll. An der Grenze zu Nordkorea vergraben Agenten chinesische Mobiltelefone.
Die US-Regierung unterstützt einem Zeitungsbericht zufolge den Aufbau von "Schatten-Netzen" für die die heimliche Kommunikation über Internet und Mobiltelefone in Ländern wie Afghanistan, Syrien, Iran und Libyen. Das berichtet die "New York Times". Damit soll verhindert werden, dass autoritäre Regierungen die Vernetzung von Oppositionellen überwachen oder blockieren.

Wahlkampf in Afghanistan: Mit ihren Handys fotografieren Wähler den schließlich gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Ashraf Ghani Ahmadzai. Kandahar, 15. August 2009.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Zu dem Unternehmen gehören Projekte für den Aufbau unabhängiger Handy-Netze im Ausland "sowie eine Operation wie aus einem Agentenroman in einem Laden im fünften Stock in der Washingtoner L-Street, wo eine Gruppe von Jungunternehmern, die aussehen, als könnten sie in einer Garagenband spielen, unschuldig scheinende Hardware in einen 'Internet im Koffer'-Prototyp einbauen", schreibt die Zeitung. Dieses Projekt werde mit zwei Millionen Dollar vom Außenministerium finanziert. Diese Koffer sollen Internet-Kommunikation am offiziellen Netz vorbei ermöglichen.
Der "New York Times" zufolge gibt es zahlreiche ähnliche Projekte unterschiedlicher Größenordnung. Bei einigen gehe es um Technologie, die von den USA entwickelt werde. Bei anderen gehe es darum, bereits existierende Technologien zusammenzuführen. In einem der ambitioniertesten Projekte würden 50 Millionen Dollar ausgegeben, um ein unabhängiges Handy-Netz in Afghanistan aufzubauen. Dafür würden Türme auf Militärstützpunkten in dem Land genutzt. Das Zweitnetz soll verhindern, dass die Taliban die Telekommunikation in den Land stören.
Mubarak steht Pate
Die Bemühungen seien verstärkt worden, seit Ägyptens Ex-Präsident Husni Mubarak kurz vor seinem Sturz das Internet sperren ließ. In den vergangenen Monaten hatten Regierungskritiker in Nordafrika und dem Nahen Osten das Internet genutzt, um ihre Proteste zu koordinieren.
Die "New York Times" beruft sich in ihrem Bericht auf Planungen, geheime Depeschen und Mitarbeiter der Projekte. Demnach arbeiteten US-Diplomaten auch an Möglichkeiten, Handys nach Nordkorea zu schaffen. Sie sollen sich mit Agenten getroffen haben, die chinesische Mobiltelefone an der Grenze zu Nordkorea vergraben. Oppositionelle könnten diese dann ausgraben und für geheime Anrufe nutzen, berichtete die Zeitung.
US-Außenministerin Hillary Clinton unterstütze die Bemühungen ausdrücklich. "Immer mehr Menschen rund um den Globus benutzen das Internet, Mobiltelefone und andere Technologien, um Gehör zu erlangen, wenn sie gegen Ungerechtigkeit protestieren", schreibt Clinton in einer Mail an die "New York Times". Es gebe eine historisch einmalige Gelegenheit, um positiven Wandel zu befördern, "einen Wandel, den Amerika unterstütz". Die US-Regierung konzentriere sich darauf, diesen Menschen zu helfen "miteinander zu reden, mit ihren Mitbürgern, mit ihren Regierungen und mit der Welt".
Quelle: ntv.de, hvo/rts