V-22 für möglichen Schlag gegen iranische Atomanlagen USA liefern Israel neue Wandelflugzeuge
04.11.2013, 01:43 Uhr
Fliegen unter dem Radar: Die V-22 Osprey.
(Foto: picture alliance / dpa)
Irans oberster Führer Chamenei gibt dem neuen Präsidenten Ruhani in den Atomverhandlungen mit dem Westen alle Vollmachten, doch dem neuen, flexiblen Kurs der Islamischen Republik traut Israel nicht. Die USA liefert seinem Verbündeten nun Wandelflugzeuge vom Typ V-22 - wohl auch für mögliche Spezialeinsätze gegen Atomanlagen.
Die USA wollen Israel sehr bald sechs hoch entwickelte Flugzeuge liefern, die bei einem eventuellen Angriff auf iranische Atomanlagen eine entscheidende Rolle spielen könnten. Wie die Tageszeitung "Haaretz" berichtete, könnte mit den Senkrechtstartern vom Typ V-22 Osprey eine ganze Kompanie von Elitesoldaten bis weit in den Iran vordringen, ohne vom Radar erfasst zu werden und auf Landebahnen angewiesen zu sein. So könnten auch notgelandete Bomberpiloten gerettet werden, schrieb die Zeitung.
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hatte die beschleunigte Lieferung der sechs Ospreys (zu Deutsch "Fischadler") vor einigen Tagen in Washington angekündigt. "Israel wird sechs V-22 aus der nächsten Serie bekommen, die die Montagehallen verlässt", sagte er. Israel habe "keinen Spielraum. Gibt es mit einem Nachbarn Fortschritte, kommen neue Bedrohungen aus einer anderen Richtung."
Tief ins feindliche Gelände

Die V-22 fliegt horizontal und vertikal mit bis zu 24 Soldaten im Bauch.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Bei den V-22, die von Bell Boeing gebaut werden, handelt es sich um Kipprotor-Wandelflugzeuge, die wie ein Hubschrauber landen und starten können und nach dem Herunterklappen der Flügel, an deren Enden Rotoren befestigt sind, wie eine Turbopropmaschine horizontal fliegen. Jedes der Flugzeuge kann bis zu 24 Soldaten 1600 Kilometer weit bis tief in feindliches Gelände transportieren. Damit wäre von Israel aus die gesamte Westhälfte des Iran erreichbar. Die auch in der Luft auftankbaren Maschinen können in Bodennähe gegnerisches Radar unterfliegen und erreichen dabei Fluggeschwindigkeiten von 400 Stundenkilometern.
Laut "Haaretz" liegen die Gesamtkosten des Projekts inklusive Training und Bodenpersonal bei einer halben Milliarde Dollar (rund 370 Millionen Euro), die aus der US-Militärhilfe für Israel finanziert werden. Bisher setzt nur die US-Luftwaffe diese hoch entwickelten Flugzeuge ein, unter anderem im Irak, in Afghanistan und in Mali.
"Schwierige Mission"
Israel droht seit Jahren mit militärischen Angriffen auf nukleare Forschungs- und Produktionsstätten im Iran, sollte das Land bei der Entwicklung von Atomwaffen kurz vor einem Erfolg stehen. Die iranische Führung hatte zuletzt angekündigt, weitgehende Kontrollen zuzulassen, um die internationale Gemeinschaft von der nach Angaben aus Teheran rein zivilen Nutzung seiner Atomanlagen zu überzeugen.
Diesen Kurs bestätigte Irans oberster Führer und verteidigte Präsident Hassan Ruhani gegen alle Kritik an seinem neuen Kurs in den Atomgesprächen mit dem Westen. "Das Verhandlungsteam hat eine schwierige Mission vor sich, und keiner sollte seine Arbeit schwächen oder gar als Konzession abstempeln", sagte Ajatollah Ali Chamenei laut der Nachrichtenagentur ISNA. "Falls diese Verhandlungen zu einem Ergebnis führen sollten, dann umso besser, falls nicht, dann heißt es, dass das Land wieder auf seinen eigenen Füßen stehen sollte", so Chamenei.
Kommenden Donnerstag sollen die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in Genf fortgesetzt werden. Beteiligt sind die fünf UN-Vetomächte sowie Deutschland.
Ruhani muss sich wegen seines angekündigten flexibleren Kurses als sein Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad der Kritik von Konservativen erwehren. Diese bezeichneten beispielsweise Ruhanis Telefongespräch mit US-Präsident Barack Obama als "diplomatischen Ausverkauf". Der Ajatollah hat laut Verfassung das letzte Wort in allen strategischen Belangen, darunter auch in den Atomverhandlungen. Ruhani hat mehrmals bekräftigt, dass er mit dem Segen von Chamenei die Verhandlungen führe.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa