Obamas Afghanistan-Konzept USA schicken mehr Soldaten
25.11.2009, 21:50 UhrMonatelang hat US-Präsident Barack Obama an seiner neuen Afghanistan-Strategie gearbeitet, am kommenden Dienstag wird er sie an der traditionsreichen Militärakademie West Point in einer Rede an die Nation präsentieren.
Regierungsvertreter ließen unter der Hand durchblicken, dass der Präsident an die 30.000 zusätzliche Soldaten in den Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban schicken wird. In jedem Fall hätte sich damit der Oberbefehlshaber der US-Truppen in Afghanistan, General Stanley McChrystal, so gut wie durchgesetzt. Er hatte - zur Verärgerung Obamas - bereits vor Monaten öffentlich 40 000 Soldaten verlangt. Sonst seien die radikal-islamischen Taliban nicht zu besiegen. Bereits im Frühjahr hatte er 20.000 zusätzliche Soldaten nach Kabul geschickt.
Nach der neuen Strategie Obamas haben die US-Truppen dreierlei Aufgaben: El-Kaida-Terroristen ausschalten, die Taliban bekämpfen sowie die afghanische Armee ausbilden, damit sie später den Kampf übernehmen kann. Zugleich will Obama auch den Druck auf Präsident Hamid Karsai erhöhen, damit dieser entschlossen Korruption und Opiumhandel bekämpft und das Land stabilisiert.
Vielleicht ein Zeitplan
Präsidialamtssprecher Robert Gibbs ließ offen, ob Obama in seiner vom Fernsehen übertragenen Ansprache einen Zeitplan für den Abzug aus Afghanistan nennen wird. "Wir sind im neunten Jahr unseres Einsatzes. Wir wollen nicht weitere acht oder neun Jahre bleiben." Die Bevölkerung solle wissen, dass der US-Einsatz nicht unbegrenzt sein werde.
Obama hat sich mit seiner Entscheidung ungewöhnlich lange Zeit gelassen. Seit Monaten ist Afghanistan das beherrschende außenpolitische Thema in Washington. Der Präsident steht in der Kritik der oppositionellen Republikaner, die ihm vorwerfen, die Entscheidung herausgezögert zu haben. Das Präsidialamt hat mit der Äußerung gekontert, die Regierung seines Vorgängers George W. Bush habe Afghanistan ignoriert und damit zu einer Verschlechterung der Lage beigetragen.
Erwartungen an die Verbündeten
Einem Bericht der "Washington Post" zufolge erwartet Obama, dass die NATO-Verbündeten weitere 10.000 Soldaten an den Hindukusch entsenden. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bemüht sich bei den europäischen Bündnismitgliedern um eine "angemessene" Antwort auf die Mitteilung Obamas. Am Donnerstag redet er in Berlin mit Bundeskanzlerin Angel Merkel, Außenminister Guido Westerwelle und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.
Derzeit haben die USA rund 68.000 Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Alleine in der von der NATO geführten Afghanistan- Schutztruppe ISAF stellen sie die Hälfte der rund 71.000 Soldaten. Deutschland ist mit maximal 4.500 Soldaten der drittgrößte Truppensteller nach den USA und Großbritannien (9.000).
"Es ist für das politische Gleichgewicht des Einsatzes wichtig, dass es auch von den anderen Verbündeten einen angemessenen Beitrag zu einem verstärkten ISAF-Einsatz gibt", sagte NATO-Sprecher James Appathurai in Brüssel. Rasmussen arbeite "aktiv mit den Verbündeten daran, um zu sehen, wie er weitere Beiträge zum Einsatz bewirken kann".
Für kommenden Mittwoch, den Tag nach der Obama-Rede, hat Rasmussen eine Pressekonferenz angekündigt, in der er über den NATO-Einsatz in Afghanistan reden will. Zwei Tage später werden die NATO- Außenminister in Brüssel über die Folgen der US-Entscheidung für das Bündnis beraten. Für den 7. Dezember hat die NATO zu einer Truppenstellerkonferenz ins militärische Hauptquartier nach Mons eingeladen. Appathurai sagte, es sei klar, dass Deutschland und einige andere Verbündete über zusätzliche Truppen erst nach der internationalen Afghanistan-Konferenz vom Januar entscheiden wollten.
Quelle: ntv.de, rts