Sprengkopf erfolgreich zerstört USA testen Raketenabwehr
06.12.2008, 09:34 UhrNach eigenen Angaben haben die USA ihr umstrittenes Raketenabwehrsystem erstmals unter besonders realitätsnahen Bedingungen erfolgreich getestet. Eine in Alaska gestartete Langstreckenrakete sei von einer in Kalifornien gestarteten Abfangrakete geortet und getroffen worden, teilte ein Pentagon-Sprecher in Washington mit. Der Test gilt als wichtiger Schritt für die Errichtung des Abwehrsystems in Osteuropa.
"Das Abfangmanöver ist geglückt", sagte der Pentagon-Sprecher. Der Leiter der Behörde für das Raketenabwehrprogramm, General Patrick O'Reilly, sprach von dem schwierigsten Test, der je vorgenommen wurde. Alle Systeme hätten bei dem Versuch zusammengearbeitet. "Wir sind extrem zufrieden", sagte O'Reilly. Bei dem Test am Freitag gab es nach Angaben der Raketenabwehrbehörde des Pentagons (MDA) ein gezieltes Täuschmanöver, um die Zerstörung der anfliegenden Sprengkopfattrappe zu erschweren - so, wie ein potenzieller Angreifer im Ernstfall möglicherweise vorgehen würde.
Attrappe nicht erkannt
Das Pentagon musste allerdings einräumen, dass eine wichtige technische Frage weiter ungeklärt bleibt. Die Gegenwehr-Einrichtung der Zielrakete hätte in dem Versuch nicht ausgelöst, sagte O'Reilly. Diese dienen dazu, einen falschen Angriff vorzutäuschen und von der scharfen Waffe abzulenken. Nach Ansicht von Kritikern liegt genau hier die Schwäche der Raketenabwehrsysteme, da diese eine echte Rakete nicht von einer Attrappe unterscheiden könnten.
Zunächst war am Freitagabend in Alaska eine "Angreiferrakete" mit einer Sprengkopfattrappe gestartet; 19 Minuten später wurde auf dem Militär-Stützpunkt Vandenberg in Kalifornien eine Abwehrrakete mit einem sogenannten Kill-Vehikel an der Spitze gezündet. Dieses Raketenteil löste sich dann den Angaben zufolge während des Flugs ab, steuerte die Sprengkopfattrappe an und vernichtete sie knapp zehn Minuten nach dem Start. Die Abwehrrakete hatte laut Pentagon ihr Ziel mit einer Geschwindigkeit von mehr als 24.000 Stundenkilometern anvisiert und sie etwa 161 Kilometer über der Erdoberfläche getroffen.
Achter Test mit Erfolg
O'Reilly räumte ein, dass die Gegenmaßnahmen nur sehr schwer zu installieren seien. Es gebe aber in der heutigen Zeit ohnehin "viele Bedrohungen", die über solche Einrichtungen zu Gegenwehr nicht verfügten. Den Pentagon-Angaben zufolge war es der achte erfolgreiche Test seit dem Beginn des Programms im Jahr 1999. Bislang hat die US-Regierung etwa 100 Milliarden Dollar für die Entwicklung des Raketenabwehrsystems ausgegeben, das auf einem satellitengestützten Ortungssystem basiert. Ziel ist es, einen Schutzschirm gegen feindliche Raketen aus Ländern wie Nordkorea oder Iran aufzubauen.
Die US-Raketenabwehr ist vor allem zwischen den USA und Russland ein Streitobjekt. Moskau hat scharfe Einwände gegen die US-Pläne, zehn Abwehrraketen in Polen und ein dazu gehöriges Radarsystem in Tschechien zu stationieren. Washington argumentiert, dass diese Raketen lediglich einer möglichen Bedrohung aus dem Iran entgegengestellt werden sollen.
Lieblingsprojekt von Bush
In den USA wurde dem Test auch wegen des bevorstehenden Präsidentenwechsels besondere Bedeutung beigemessen. Der scheidende Amtsinhaber George W. Bush ist ein strikter Verfechter des Systems und hat bisher etwa zehn Milliarden Dollar pro Jahr für Entwicklung und Produktion ausgegeben. Sein demokratischer Nachfolger Barack Obama scheint auf diesem Feld zurückhaltender agieren zu wollen. Er unterstützt das System zwar ebenfalls grundsätzlich, will aber dafür keine Gelder von anderen wichtigen Projekten abzweigen, solange es Zweifel an der technischen Zuverlässigkeit gebe.
Quelle: ntv.de