Uneinigkeit bei Seestreitigkeiten USA und China: Militär diskutiert
11.07.2011, 11:40 Uhr
Roter Teppich für die ranghöchsten Soldaten: Chinas Generalstabschef Chen trifft auf seinen US-Kollegen Mullen.
(Foto: REUTERS)
In Peking empfängt Chinas Generalstabschef Chen seinen US-amerikanischen Amtskollegen Mullen. In "freimütigen" Gesprächen diskutieren beide die Spannungen im Südchinesischen Meer und beraten über einen Ausbau ihrer militärischen Zusammenarbeit.
Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen im Südchinesischen Meer sind die höchsten Militärs der USA und Chinas in Peking zusammengetroffen. Es gebe "eine Menge Gemeinsamkeiten, während wir in bestimmten Fragen unterschiedlicher Ansicht sind", sagte Chinas Generalstabschef Chen Bingde nach den Gesprächen mit seinem amerikanischen Amtskollegen Mike Mullen.
Außer dem Territorialstreit Chinas mit seinen Nachbarn um Inseln in dem Seegebiet gehörten auch die Computersicherheit und die Modernisierung der Volksbefreiungsarmee zu den Hauptthemen. Trotz aller Differenzen wollen beide Seiten ihre Militärbeziehungen aber ausbauen.
Kooperation statt Eindämmung
In einer höflichen Umschreibung der Meinungsunterschiede bezeichnete Chinas Generalstabschef die Gespräche als "freimütig". Admiral Mullen ist der ranghöchste Militär, der seit 2007 in Peking empfangen wird. Er erwidert eine Visite des chinesischen Stabschefs im Mai in Washington. Die Militärbeziehungen der beiden Pazifikmächte waren Anfang 2010 wegen der US-Waffenlieferungen an das von Peking als abtrünnige Provinz betrachtete Taiwan unterbrochen worden, hatten sich nach der Visite des bisherigen US-Verteidigungsministers Robert Gates im Januar dieses Jahres in Peking jedoch wieder erholt.

Mit Blick auf die Spratly-Inseln, die bei mehreren Staaten Begehrlichkeiten wecken, warnte Mullen China vor "Fehlkalkulationen".
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Zu Beginn seines viertägigen Besuches äußerte Mullen in einer Rede vor der Volksuniversität in Peking die Hoffnung, dass mehr Vertrauen aufgebaut werden könne. China sei nicht mehr nur eine "aufstrebende Macht", sondern habe sich zu einer "Weltmacht" aufgeschwungen, betonte Mullen. Die USA wollten China nicht eindämmen, sondern mit Peking als strategischem Partner kooperieren, um globale und regionale Probleme zu lösen. Der Admiral warnte China vor "Fehlkalkulationen" in den Streitigkeiten mit seinen Nachbarn um die Spratly Inseln im Südchinesischen Meer, wo auch Rohstoffvorkommen vermutet werden.
Streit mit fünf Ländern
Nach Seezwischenfällen war vor allem der Streit zwischen China und Vietnam sowie den Philippinen wieder aufgeflammt. In beiden Staaten kam wiederholt zu antichinesischen Protesten. Auch Malaysia, Brunei und Taiwan erheben widerstreitende Territorialansprüche in dem Seegebiet. China hatte die USA aufgefordert, sich aus dem Disput heraushalten. Mullen äußerte seine Sorge um die Sicherheit der Schifffahrtswege. Die USA wollten ihre militärische Präsenz in der Region aufrechterhalten.
Der Admiral besuchte in Peking die zweite Artilleriedivision, der die strategischen Waffen Chinas unterstehen. Auf seinem Programm stand auch ein Treffen mit Vizepräsident Xi Jinping, der mit dem geplanten Generationswechsel 2012 als nächster Staats- und Parteichef gilt. Weitere Stationen seiner Reise werden die ostchinesischen Provinzen Zhejiang und Shandong sein.
Quelle: ntv.de, dpa