Politik

John Kerry reist nach Pakistan USA wollen Spannungen abbauen

Die Tötung von Terrorchef Bin Laden belastet das Verhältnis zwischen den Regierungen von USA und Pakistan. Doch Washington will die Lage beruhigen. Von "Fortschritten" beim Informationsfluss ist die Rede. Zudem soll der einflussreiche Senator Kerry nach Pakistan reisen.

In Pakistan kommt es immer wieder zu Protesten gegen die Tötung Bin Ladens - dabei werden auch US-Flaggen und Bilder von US-Präsident Barack Obama verbrannt.

In Pakistan kommt es immer wieder zu Protesten gegen die Tötung Bin Ladens - dabei werden auch US-Flaggen und Bilder von US-Präsident Barack Obama verbrannt.

(Foto: REUTERS)

Nach den Spannungen zwischen den USA und Pakistan wegen der Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden will der einflussreiche US-Senator John Kerry in den kommenden Tagen zu Gesprächen nach Pakistan reisen. Er gehe davon aus, dann auch die wichtigsten pakistanischen Vertreter zu treffen, sagte der eng mit der Regierung von US-Präsident Barack Obama zusammenarbeitende Politiker.

Er wolle mit der Regierung in Islamabad in einen "Dialog über die Folgen" des US-Einsatzes in der Stadt Abbottabad treten und die bilateralen Beziehungen wieder "auf den richtigen Weg" bringen, sagte Kerry in Washington. Bin Ladens Tod bezeichnete der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im US-Senat zudem als "grundsätzliche Chance für eine politische Lösung in Afghanistan".

Auf die Frage, ob er Pakistans Regierung auch auf Vermutungen hinsichtlich einer Komplizenschaft mit Bin Laden ansprechen werde, antwortete der demokratische Senator, "alle auf dem Tisch liegenden relevanten Themen" sollten besprochen werden. "Davon gibt es viele, es gibt viel zu diskutieren", fügte er hinzu.

"Informationsaustausch erhöhen"

US-Spezialkräfte hatten Bin Laden Anfang Mai in Pakistan getötet. Angeblich war Pakistan nicht eingeweiht, was zu Unmut auf der Seite des US-Verbündeten geführt hat. Andererseits haben die USA die Frage aufgeworfen, ob Bin Laden tatsächlich mehrere Jahre in einem Haus in einer wohlhabenderen Gegend habe leben können, ohne dass die pakistanischen Behörden dies wussten.

Die US-Regierung spricht mittlerweile aber von "Fortschritten" bei der Lieferung von Informationen zu dem Terroristenführer durch Pakistan. Washington setze seine Zusammenarbeit mit Pakistan fort, um jede mögliche Information zur Fortsetzung des Anti-Terror-Kampfes zu erhalten, sagte Außenamtssprecher Mark Toner. Die USA seien "optimistisch, dass wir jegliches Hindernis überwinden und unseren Informationsaustausch erhöhen können".

Verhöre der Witwen weiter unklar

Der Sprecher lehnte allerdings einen Kommentar zum Fall der Witwen des Al-Kaida-Chefs ab. Zuvor hatte es in Washington und Islamabad unterschiedliche Aussagen zu möglichen Verhören der Witwen durch US-Agenten gegeben. Das Weiße Haus hatte Pakistan aufgefordert, US-Ermittlern Zugang zu Bin Ladens Witwen zu ermöglichen und so Zweifel an seiner Loyalität im Anti-Terror-Kampf auszuräumen.

Eine pakistanische Zeitung druckte das Bild einer der Bin-Laden-Witwen ab.

Eine pakistanische Zeitung druckte das Bild einer der Bin-Laden-Witwen ab.

(Foto: dpa)

Pakistan lenkte in der Frage inzwischen ein. Natürlich werde die Befragung durch US-Ermittler erlaubt, sagte Innenminister Rehman Malik dem US-Sender CNN auf eine entsprechende Frage. "Wir haben keine Einwände dagegen, diese Information mit ihnen (den USA) zu teilen." Auf die Frage, ob Pakistan erwogen habe, den Zugang zu verweigern, sagte Malik: "Warum sollten wir das tun? Wir kämpfen einen Krieg als Partner." Das Außenministerium in Islamabad hatte zuvor erklärt, es liege keine US-Anfrage nach Zugang zu den Frauen vor.

Senatoren sehen Bilder von Bin Laden

Nach dem grundsätzlichen Nein des Weißen Hauses zur Veröffentlichung von Fotos des toten Bin Laden dürfen jetzt ausgewählte Mitglieder des US-Senats die Bilder ansehen. Das berichtete der US-Sender Fox News. Allerdings müssten sich die Senatoren in das Hauptquartier des Geheimdienstes CIA in Langley begeben, um die als "grausig" geltenden Fotos zu betrachten. Präsident Obama hatte beschlossen, die Fotos nicht zur Veröffentlichung freizugeben. Damit sollten weitere Gewaltakte verhindert werden.

Al Kaida drohte unterdessen erneut mit Vergeltung für den Tod Bin Ladens. Die Tötung des Terroristenführers sei ein "großer Fehler" und eine "ernsthafte Sünde", hieß es nach Angaben des auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierten US-Unternehmens SITE in einer im Internet verbreiteten Erklärung der Terrororganisation. Die USA müssten "den Preis" dafür zahlen. In der Erklärung wurden "heilige Krieger" dazu aufgefordert, jede Möglichkeit zu nutzen, um US-Bürger zu töten oder die US-Wirtschaft zu "vernichten". Amerika werde "Blut weinen".

Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa

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