Politik

Zeit durch Sanktionen verkürzen?Russland könnte für nur noch 18 weitere Monate Krieg Geld haben

08.12.2025, 18:11 Uhr
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Die russischen Streitkräfte kommen nur sehr langsam voran. Moskau versucht, sich größere Gebiete in der Ukraine über Verhandlungen einzuverleiben. (Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Russland verliert im Krieg gegen die Ukraine Hunderttausende Soldaten und Unmengen an Geld für kleine Territorialgewinne. Der Kreml beharrt derweil stur auf seinen Zielen und will keinen Waffenstillstand. Einem Experten zufolge könnten die Kassen jedoch in eineinhalb Jahren leer sein. Oder sogar früher.

Der Russlandexperte Alexander Gabuev vom Carnegie Russia Eurasia Center schätzt, dass Russland noch 12 bis 18 Monate Geld hat, um den Krieg gegen die Ukraine fortzusetzen. Dem "Handelsblatt" sagte der ehemalige Journalist der russischen Zeitung "Kommersant" zudem: "Mit weiteren Sanktionen könnte man diese Zeit verkürzen." Dazu müssten beispielsweise auch kleine Öl- und Rohstoffproduzenten sanktioniert werden, so Gabuev.

Zuletzt trafen von den USA verhängte Sanktionen die russischen Öl- und Gas-Giganten Lukoil und Rosneft hart. Davor hatte es bereits eine Reihe weiterer harter Sanktionen durch die Vereinigten Staaten und Europa gegeben. Auch wenn der Kreml sich größtenteils unbeeindruckt davon zeigt und die Maßnahmen teilweise umgangen werden können, sind sie doch eine Belastung für das Land und seine schwächelnde, von der Rüstungsindustrie abhängige Wirtschaft.

Um Russlands Kriegskassen zu leeren, müsste es Gabuev zufolge weitere Waffenlieferungen und Finanzhilfen für die Ukraine durch ihre Partner geben. Staaten wie China, Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate dürften zudem nicht länger russisches Öl kaufen. Bestehende Sanktionen müssten konsequenter umgesetzt werden, sagte der Russlandexperte dem "Handelsblatt".

Einem Bericht von "The Bell" zufolge hat die russische Zentralbank mittlerweile damit begonnen, Gold aus ihren Reserven zu verkaufen, um die geringeren Öleinnahmen auszugleichen. Diese resultieren auch aus den vielen erfolgreichen Angriffen der ukrainischen Streitkräfte auf russische Raffinerien in diesem Jahr.

Zudem belasten die immens hohen Prämienzahlungen zur Rekrutierung von Freiwilligen für den Krieg die russischen Staatskassen seit Jahren. Nach wie vor werden laut vieler Experten rund 30.000 Kämpfer pro Monat gewonnen. Die hohen Zahlungen dürften der Hauptgrund dafür sein.

Prognosen schwierig

Prognosen dazu, wie lange Russland die Invasion noch aufrechterhalten kann, sind schwierig, da dies von vielen Faktoren abhängt. Michael Rochlitz, Professor für die Volkswirtschaften Russlands, Osteuropas und Eurasiens am St. Antony's College der Universität Oxford, sagte Anfang 2024 im Interview mit ntv.de, Moskau könne den Krieg noch mindestens zwei oder drei Jahre weiterführen.

Auch europäische und ukrainische Vertreter halten es für möglich, dass der Krieg bis 2027 oder auch länger geht. Einem Bericht der spanischen Zeitung "El Pais" zufolge ging die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas im September dieses Jahres von noch mindestens zwei weiteren Jahren aus. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hielt zwei oder drei weitere Jahre für möglich. Moskau selbst verbreitet gerne die Erzählung, noch Ewigkeiten kämpfen zu können.

Quelle: ntv.de, rog

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