Ärztetag eröffnet Ulla Schmidt sucht den Konsens
22.05.2001, 09:27 UhrBundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt geht mit Riesenschritten auf die Ärzte zu. Zum Auftakt des 104. Deutschen Ärztetages in Ludwigshafen warb die SPD-Politikerin offen um die Unterstützung der Mediziner. Sie sprach sich für eine Gesundheitsreform aus, die von allen Beteiligten getragen wird. 
Erstmals deutete Schmidt an, die Finanzierungsgrundlagen der Krankenversicherung zu ändern. Einer klare Absage erteilte sie aber der Forderung der Kassenärzte, den Leistungskatalog der Krankenkassen auf eine Grundversorgung zu reduzieren und den Patienten zusätzliche Versicherungen anzubieten. Der Katalog sollte aber stets überprüft und aktualisiert werden. Für ihre engagierte Rede erntete Schmidt mehrfach starken Beifall. 
Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, begrüßte ausdrücklich die Äußerungen der Politikerin. Er verlangte, versicherungsfremde Leistungen aus dem Katalog zu entfernen und diese über Steuern zu finanzieren oder in die Eigenverantwortung der Patienten zu stellen. Zugleich forderte er, bei der Berechnung der Kassenbeiträge auch andere Einkünften als den Lohn zu berücksichtigen. 
Weiteres Kernthema am ersten Kongess-Tag war die Situation der Nachwuchs-Mediziner. Hoppe prangerte die systematische Ausbeutung junger Ärzte vor allem in den Krankenhäusern an. "Was sich in unseren Kliniken abspielt, lässt sich nicht mehr verantworten", sagte Hoppe. Angestellte Ärzte leisteten jährlich 50 Millionen unbezahlte Überstunden. An Kliniken seien Dauereinsätze von bis zu 30 Stunden keine Seltenheit und "ein wirklicher Skandal". 
Hoppe forderte deshalb, dass endlich auch in Deutschland das Urteil des Europäischen Gerichtshofs umgesetzt werde, Bereitschaftsdienst als Arbeitszeit zu werten. Ulla Schmidt versprach, sich für eine baldige Lösung einzusetzen. 
Quelle: ntv.de