Flugroutenstreit um Schönefeld Umweltbundesamt mischt sich ein
11.01.2012, 21:18 UhrDer neue Berliner Großflughafen Schönefeld wird erheblichen Fluglärm mit sich bringen. Deshalb dringen viele Anwohner darauf, alle Möglichkeiten zur Fluglärmminderung auszuschöpfen. Und davon gibt es noch einige. Zu diesem Schluss kommt das Umweltbundesamt in einem Gutachten, dessen Veröffentlichung das Verkehrsministerium offenbar nicht so gern sieht.
Das Umweltbundesamt hält die geplanten Flugrouten für den neuen Berliner Großflughafen BER in mehreren Fällen für nicht angemessen. Die Flugrouten würden "der komplexen Besiedlungsstruktur in der Umgebung des Flughafens BER nur unzureichend gerecht", hieß es in einem im Internet veröffentlichten Gutachten des UBA. Als Beispiele nannte die Behörde die Gebiete rund um den Wannsee, den Müggelsee und den Bereich der Havelseen. Für diese Bereiche seien gesonderte Maßnahmen erforderlich.
Aus Lärmschutzgründen könnten "Flüge während des Tages (6 bis 22 Uhr) nicht über dem Wannsee durchgeführt werden", stellt die Studie fest. In der Region um die Havelseen könnten laut Gutachten vor allem durch lärmmindernde Anflugverfahren die Menschen vom Fluglärm entlastet werden. Der Freizeitwert des Naherholungsgebietes Müggelsee werde durch die geplanten Routen eingeschränkt.

Ende des Monats wird das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung endgültig die Flugrouten vorlegen. Deshalb dringen die Gegner auf Transparenz.
(Foto: dpa)
Wie für andere stadtnahe Flughäfen auch empfiehlt das UBA für den neuen Berliner Airport "eine regelmäßige Nachtruhe in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr". Außerdem schlägt das UBA vor, ein besseres Nutzungskonzept für die Start- und Landebahnen zu erarbeiten.
Das Umweltbundesamt beklagt, dass durch die sehr späte Offenlegung der tatsächlich geplanten Flugrouten "bedeutende Änderungen" zu den im Planfeststellungsverfahren unterstellten Routen vorgenommen wurden. "Dadurch sind nun Menschen betroffen, die davon ausgegangen sind, gerade nicht durch den Flughafen BER durch Fluglärm berührt zu sein."
Ministerium hat noch "Gesprächsbedarf"
Das Gutachten wurde einen Tag später als angekündigt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Verkehrsministerium betonte dazu, dass es dem UBA nicht, wie in einigen Medien behauptet, einen Maulkorb verpasst habe. "Wir haben lediglich mit dem UBA gesprochen, damit das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung zunächst Gelegenheit hatte, das Gutachten zu lesen und zu einer ersten fachlichen Bewertung zu kommen", sagte ein Ministeriumssprecher.
Die Empfehlungen des UBA sind nicht verbindlich. Letztlich legt das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) die Routen fest. Es will sie am 30. Januar vorstellen. Das Ministerium werde auch nach Beginn des Betriebs am 3. Juni dieses Jahres die Flugrouten des BER "weiter evaluieren", so der Sprecher. Die geplanten Flugrouten hatten in den vergangenen Monaten immer wieder zu Protesten bei voraussichtlich von Fluglärm betroffenen Anwohnern geführt.
Quelle: ntv.de, sba/dpa/AFP