Für Enthüllungen soziale Existenz aufs Spiel gesetzt Uni Rostock prüft Snowden-Ehrung
15.11.2013, 01:41 Uhr
Das Hauptgebäude der Hochschule in der Innenstadt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Universität der Hansestadt Rostock will Edward Snowden die Ehrendoktorwürde verleihen. Auf Antrag der Philosophischen Fakultät soll nun ein Gremium die Voraussetzungen prüfen.
Die Universität Rostock prüft die Verleihung der Ehrendoktorwürde an den US-Whistleblower Edward Snowden. Der Fakultätsrat der Philosophische Fakultät habe ein entsprechendes Prüfungsverfahren beschlossen, berichtet der NDR unter Berufung auf eine entsprechende Mitteilung. Der vom akademischen Vorstand um Dekan Hans-Jürgen Wensierski und den Prodekaninnen Gesa Mackenthun und Elizabeth Prommer gestellte Antrag sei bei zwei Enthaltungen einstimmig beschlossen worden.
Der Antrag wurde mit der "herausragenden Bedeutung, die der Zivilcourage und dem zivilen Ungehorsam von Herrn Snowdens Handeln zukommt", begründet, wie Wensierski NDR 1 Radio MV sagte. Er sprach von einer ebenso mutigen wie einsamen Entscheidung Snwodens, die aus der tief moralischen Auseinandersetzung mit dem Unrecht seiner eigenen beruflichen Praxis im Auftrag des amerikanischen Geheimdienstes resultiere.
Gremium prüft nun Voraussetzungen
Snowdens Entscheidung, seine persönliche Freiheit zum höheren Zweck der Aufklärung über soziale Missstände zur Disposition zu stellen, lasse einen hohen Grad an philosophisch-praktischer Reflexion erkennen, hieß es weiter. Der frühere Geheimdienstmitarbeiter habe einen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs angestoßen, der auf vielen Ebenen kritische Fragen zum Verhältnis von Staat und Individuum aufwirft, hieß es weiter.
Mitinitiatorin Mackenthun sagte, Snowden habe "seine soziale Existenz auf Spiels gesetzt, um diese Enthüllungen in die Welt zu setzen und die Weltöffentlichkeit um diesen unglaublichen Daten-Missbrauch zu informieren".
In der Sitzung hat laut Mackenthun weitgehend Einigkeit über die moralischen Verdienste Snowdens geherrscht. Hingegen sei die Debatte in Bezug auf Wissenschaftlichkeit kontroverser gewesen. Schließlich soll die Auszeichnung für besondere wissenschaftliche Leistungen erteilt werden. Diesen Aspekt soll nun eine Kommission prüfen.
Dem Gremium gehören Experten - nicht nur der Universität - an, die nun die Voraussetzungen für die Eröffnung eines Ehrenpromotionsverfahren begutachten. Wie lange das Verfahren dauert, ist unklar.
Quelle: ntv.de, jwu