Doch kein Impfstoff-Mangel? Union wirft Lauterbach "politisches Manöver" vor
15.12.2021, 15:14 Uhr
Für die Union spielt Lauterbach Feuerwehr, "obwohl er weiß, dass es gar nicht brennt".
(Foto: picture alliance/dpa)
Laut Gesundheitsminister Lauterbach mangelt es Deutschland ab Januar an Corona-Impfstoff. Er wirft seinem Vorgänger Spahn Versäumnisse vor. In einem internen Papier widerspricht die Union dieser Darstellung: Es stünden ausreichend Dosen zur Verfügung, Lauterbach dramatisiere die Lage wissentlich.
Die Kritik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach an einer vermeintlichen Knappheit bei Corona-Impfstoffen Anfang 2022 hat einen Streit über Versorgungslage und Verantwortlichkeiten ausgelöst. Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge, schrieb in einem internen Schreiben der Unionsfraktion, welches ntv.de vorliegt, dass rund 50 Millionen Impfdosen bis Jahresende zur Verfügung stehen würden.
Somit gebe es genügend Impfstoff, "um den 34 Millionen geimpften Erwachsenen, für die eine Booster-Impfung noch aussteht, kurzfristig ein entsprechendes Angebot machen zu können", schrieb Sorge. Lauterbach hatte zuvor gesagt, dass eine Corona-Impfstoff-Inventur einen Mangel für das erste Quartal 2022 ergeben habe.
Sorge warf dem neuen Gesundheitsminister nun vor, die Lage wissentlich zu dramatisieren: "Karl Lauterbach ruft Feuer, um dann Feuerwehr zu spielen - obwohl er weiß, dass es gar nicht brennt." Ein Blick auf die Fakten zeige, dass dies "ein durchsichtiges politisches Manöver ist, um die SPD von der Großen Koalition abzusetzen", erklärte Sorge. Dies verunsichere die Bürger in einer ohnehin schon politisch angespannten Lage zusätzlich und ohne Not.
Laut Sorge ständen zudem aktuellen Zahlen zufolge im ersten Quartal 2022 insgesamt 16 Millionen Impfstoff-Dosen der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna pro Monat zur Verfügung. Bei derzeit rund zwölf Millionen ungeimpften Erwachsenen sei dies ausreichend, um alle Erst- und Zweitimpfungen durchführen zu können.
Überprüfung läuft bis morgen
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums dementierte einen Bericht über angeblich fehlende 60 Millionen Impfdosen, sprach aber davon, dass man im ersten Quartal weniger Impfstoff ausliefern könne. Lauterbach will am morgigen Donnerstag das Ergebnis der von ihm eingeleiteten Überprüfung vorlegen. Er hatte am Dienstag auch angekündigt, dass er mit den Impfstoff-Herstellern über zusätzliche Lieferungen verhandeln werde.
Um die Kampagne für die Auffrischimpfungen anzuschieben, hatte der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn veranlasst, geplante Lieferungen von Januar in den Dezember vorzuziehen. Hintergrund sind lokale oder regionale Klagen über zu wenig Vakzin, trotz der nach Bundesangaben großen Mengen ausgelieferten Impfstoffs. Ein Problem war, dass Ärzte vor allem Biontech-Impfstoff spritzten und die großen Mengen verfügbaren Moderna-Impfstoffs nicht nutzten.
Am Dienstag wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 984.647 Menschen geimpft. Das sind etwas weniger als am Dienstag der Vorwoche.
Quelle: ntv.de, mdi/rts