Schauprozess gegen Suu Kyi Urteil am Freitag erwartet
28.07.2009, 11:34 UhrIm Prozess gegen die birmanische Menschenrechtlerin Aung San Suu Kyi soll nach Angaben ihres Anwalts am Freitag das Urteil gesprochen werden.

Bilder von Suu Kyi während des U2-Konzerts in Dublin. Die Band unterstützt die birmanische Oppositionsführerin seit langer Zeit.
(Foto: AP)
Der 64-jährigen Friedensnobelpreisträgerin wird von der Militärjunta der Prozess gemacht, weil sie angeblich die Auflagen ihres Hausarrests verletzt hat. Ihr drohen bis zu fünf Jahre Haft. Neben der Bürgerrechtlerin und Yettaw sitzen in dem Verfahren auch zwei Haushälterinnen Suu Kyis auf der Anklagebank.
Das Verfahren vor einem Sondergericht im berüchtigten Insein-Gefängnis der Hafenmetropole Rangun wird von westlichen Diplomaten und Regierungen als Schauprozess verurteilt. Westliche Beobachter befürchten, dass Suu Kyi schuldig gesprochen wird. Sie selbst rechne auch "mit dem Schlimmsten", sagte ihr Anwalt, nachdem die Beweisaufnahme geschlossen worden war. Sein Antrag, den Prozess zu verlängern, um die Glaubwürdigkeit von Zeugen zu prüfen, wurde abgewiesen.

Amnesty International hat Suu Kyi (Archivfoto 2002) als "Botschafterin des Gewissens 2009" ausgezeichnet.
(Foto: dpa)
San Suu Kyi steht vor Gericht, weil sie auf ihrem Seegrundstück, wo sie seit Jahren unter Hausarrest lebt, Besuch von einem US-Amerikaner empfangen hatte. Der in dem Prozess ebenfalls angeklagte Mormonenprediger John Yettaw war am 3. Mai - wenige Wochen vor Ablauf des Hausarrests - durch den See zu Suu Kyis Anwesen geschwommen, angeblich um sie vor einem Anschlag zu warnen. Weil er erschöpft war, nahm Suu Kyi den ungebetenen Gast für zwei Tage auf.
Die Menschenrechtlerin hatte 1990 die Wahlen in ihrer Heimat klar gewonnen. Die Militärjunta erkannte den Wahlsieg jedoch nicht an und setzte Suu Kyi stattdessen unter Hausarrest. Dort lebte sie 13 der letzten 19 Jahre abgeschirmt. Im Westen wird vermutet, dass die Militärregierung mit dem neuerlichen Prozess nun eine Einmischung der Demokratie-Ikone in die für nächstes Jahr versprochenen Wahlen in Birma verhindern will.
Auch noch Zivilprozess gegen Suu Kyi
Am Dienstag wurde bekannt, dass Suu Kyi neben dem Strafverfahren auch in ein zivilgerichtliches Verfahren verwickelt ist. Ihr Cousin erhebe Besitzansprüche auf einen Teil ihres Hauses. Ihr Anwalt vertrat die Auffassung, das Zivilverfahren sei ein Versuch, Suu Kyi mit weiteren Prozessen zu beladen. An den Besitzverhältnissen gebe es keine Zweifel. "Das gesamte Anwesen gehört Suu Kyi", sagte einer der Anwälte.
Quelle: ntv.de, dpa