Anschlag auf Uni Jerusalem Vergeltungsschlag "bald"
31.07.2002, 12:59 UhrNach dem Anschlag auf die Hebräische Universität von Jerusalem hat Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser einen militärischen Vergeltungsschlag genehmigt. Israelische Medien berichteten am Mittwochabend, die Militäraktion werde "bald " beginnen. Der israelische Rundfunk sprach von wenigen Stunden.
Bei der Explosion einer Bombe in der Cafeteria der Hebräischen Universität von Jerusalem waren am Mittwoch mindestens sieben Menschen getötet worden, mehr als 70 weitere wurden verletzt. Die Polizei geht nicht von einem Selbstmordanschlag aus.
Wie das pathologische Institut in Tel Aviv mitteilte, sind nur zwei der sieben Toten Israelis, darunter eine 57 Jahre alte Frau aus Jerusalem. Alle übrigen seien Ausländer. Nach Angaben der US-Botschaft in Tel Aviv ist eine der Toten US-Bürgerin. Möglicherweise sei noch ein zweites Opfer Amerikaner. Die Staatsangehörigkeiten der anderen Opfer sind noch unbekannt. Dem Auswärtigen Amt in Berlin lagen bis zum Abend keine Hinweise darauf vor, dass auch Deutsche unter den Opfern sind.
Zum Zeitpunkt der Detonation war die Cafeteria im Internationalen Studentenzentrum gut besucht. Der Campus am Scopusberg ist eine jüdische Enklave inmitten eines palästinensischen Viertels im Ostteil Jerusalems. Die meisten der Studenten sind Juden, aber auch viele Araber und Ausländer sind dort immatrikuliert. Die Universität galt bislang als Insel der Toleranz in Jerusalem.
Hamas bekennt sich
Der arabische TV-Sender El Dschasira berichtete, zu dem Anschlag habe sich die Hamas bekannt. Offenbar handelte es sich um eine Vergeltung für den israelischen Luftangriff auf ein Wohngebäude in Gaza-Stadt. Bei dem Angriff waren in der vergangenen Woche der Hamas-Kommandeur Salah Schehade und 14 andere Palästinenser, darunter neun Kinder, getötet worden.
Die palästinensische Autonomieregierung verurteilte die Bluttat und gab dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon die politische Verantwortung für die Spirale der Gewalt. Die israelische Regierung erklärte, sie kämpfe weiter für das Recht der Israelis, ohne Furcht vor einem Anschlag in einem Bus fahren oder in einer Cafeteria sitzen zu können.
US-Präsident George W. Bush bezeichnete den Anschlag als "entsetzliche terroristische Tat". Auch die Europäische Union verurteilte das Attentat. Bundesaußenminister Joschka Fischer warnte davor, dass die Gewalt "die sich in den letzten Tagen abzeichnenden Fortschritte auf dem Weg zu einer politischen Lösung zunichte machen" könne.
Erst am Dienstag hatte sich ein 17-jähriger Palästinenser in Jerusalem vor einem Schnellimbiss in die Luft gesprengt und sieben Passanten verletzt. Der aus Bethlehem stammende Attentäter war sofort tot. Bei mehr als 70 von Palästinensern verübten Selbstmordanschlägen kamen in den vergangenen 22 Monaten mehr als 250 Israelis ums Leben.
Geld für Autonomiebehörde
Wenige Stunden vor dem Anschlag überwies die israelische Regierung Steuergelder in Höhe von 15 Mio. Dollar an die palästinensische Autonomiebehörde. Das Geld soll die Lebensbedingungen im Westjordanland und dem Gazastreifen verbessern helfen.
Die EU gewährte den Palästinensern am Mittwoch 9,5 Mio. Euro an humanitärer Hilfe und begründete dies mit der schlechten Versorgungslage in den Autonomiegebieten. Mit der Zahlung sei die Gesamtsumme der humanitären Hilfe für die Palästinenser in diesem Jahr auf 18 Mio. Euro gestiegen. Es gebe keine Hinweise, dass diese Finanzmittel in dunkle Kanäle flössen, erklärte die EU-Kommission.
Quelle: ntv.de