Politik

Lehrer und Polizei gemeinsam Verhaltenskodex in der Schule

Lehrer und Polizisten wollen der Gewalt von Schülern gegen Pädagogen gemeinsam entgegentreten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) plädieren für einen Verhaltenskodex an Schulen sowie für ein konsequentes Vorgehen gegen Lehrer-Mobbing im Internet - notfalls auch mit Hilfe von Schulpsychologen, Polizei und Justiz. Jeder Form von Gewalt könne jedoch nach wie vor durch ein gutes Schulklima und das vertrauensvolle Gespräch zwischen Lehrer und Schüler vorgebeugt werden, hieß es auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von GEW und GdP in Berlin.

Anders als bei früheren üblen Scherzen, wie etwa die berühmte Reißzwecke auf dem Lehrerstuhl, könnten Schüler heute besser in die Anonymität des Internets flüchten, sagte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Das Beleidigen und Verächtlichmachen der Lehrer bleibe zudem nicht mehr auf den Klassenraum oder auf das Schulleben beschränkt, sondern sei für jedermann im Internet öffentlich erfahrbar. GdP-Chef Konrad Freiberg sagte, man müsse den Jugendlichen deutlich machen, dass nicht nur körperliche, sondern auch psychische Gewalt zu ächten sei. Freiberg: "Ein Opfer psychischer Gewalt kann ein Leben lang traumatisiert bleiben, während ein blaues Auge irgendwann einmal heilt."

Die GEW-Vizevorsitzende Marianne Demmer empfahl den Schulen, gemeinsam einen Verhaltenskodex zu erarbeiten. Dazu gehöre auch, dass Handys und Handy-Kameras während des Unterrichts ausgeschaltet und wie das Internet nicht für Mobbing oder Gewaltdarstellungen genutzt werden dürfen. Werde gegen diese Gebot verstoßen, sollten die Handys einkassiert und den Eltern übergeben werden.

Betroffenen Lehrern riet Demmer: "Ruhe bewahren und konsequent und professionell reagieren." Die Schüler sollten zur Rede gestellt und über strafrechtliche Konsequenzen informiert werden. Dabei dürften Lehrer nicht in der "Opferrolle verharren und die Kränkung in sich hineinfressen", sondern müssten das "pädagogische Heft des Handels in der Hand behalten." Demmer fügte hinzu: "Selbstmitleid schadet einem nur. Gefragt ist jetzt das Gespräch mit Kollegen und unter Umständen gemeinsames Vorgehen."

Thöne wie Demmer machten zugleich deutlich, dass sich aus ihrer Sicht Lehrer der Beurteilung ihrer Schüler stellen müssen. "Ein Lehrer, der selbst tagtäglich Schülerleistung bewertet, macht sich unglaubwürdig, wenn er auf die Bewertung seiner Arbeit empört oder gekränkt reagiert", sagte Demmer. Das von Schülern heute im Internet dazu genutzte Forum www.spickmich.de sei "zwar nach jüngsten Urteilen ein rechtlich zulässiger, aber menschlich und pädagogisch ungeeigneter Ort."

Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, forderte in einer Mitteilung, das im März in Kraft getretene Telemediengesetz nachzubessern. Diensteanbieter könnten für fremde Inhalte auf ihren Plattformen, wie etwa im Ausland aufgetauchte Videos mit der Hinrichtung von Lehrern, nicht verantwortlich gemacht werden. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hält die gesetzlichen Sanktionsmöglichkeiten dagegen für ausreichend. "Wir beobachten das. Aber generell gilt, was im wirklichen Leben verboten ist, ist auch im Internet verboten", sagte Zypries dem "Darmstädter Echo".

Quelle: ntv.de

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