Palästinenser-Gipfel Versöhnung in Mekka?
06.02.2007, 22:09 UhrDie verfeindeten Palästinenserorganisationen Fatah und Hamas wollen ihren blutigen Machtkampf mit einem "Versöhnungstreffen" in Mekka beilegen. Führende Politiker beider Gruppen reisten am Dienstag zu Verhandlungen über eine geplante Einheitsregierung nach Saudi-Arabien. Das Treffen findet unter der Schirmherrschaft von König Abdullah statt. Sollte der Kampf zwischen Fatah und Hamas noch länger andauern, so "wird dies verhindern, dass das palästinensische Volk die Früchte seines jahrelangen heldenhaften Kampfes erntet", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur SPA den saudischen Monarchen, der in seinem Palast in der Hafenstadt Dschidda zunächst Palästinenserpräsident Mahmud Abbas traf.
Bei Kämpfen zwischen der radikalislamischen Hamas und der Fatah von Abbas waren im Gazastreifen allein Ende vergangener Woche 27 Palästinenser getötet und hunderte verletzt worden. Seit Sonntag herrscht erneut eine brüchige Waffenruhe.
Offizielle Gespräche der Palästinenser bei dem Treffen sollten spätestens am Mittwoch beginnen. Nach palästinensischen Angaben haben sich die Positionen beider Seiten im Vorfeld des Treffens bereits angenähert. Wie es hieß, habe Hamas unter anderem die Bereitschaft bekundet, einen unabhängigen Innenminister zu akzeptieren sowie die mit Israel unterzeichneten Friedensverträge zu respektieren. Hamas-Sprecher Mussa Abu Marsuk sagte der dpa in der syrischen Hauptstadt Damaskus vor seiner Abreise zu dem Treffen, es gebe immer weniger Meinungsverschiedenheiten. "Wir wissen aber nicht, ob es eine Einigung gibt", sagte er.
Beobachter in den Palästinensergebieten äußerten sich dennoch skeptisch über die Erfolgsaussichten des Treffens. Die monatelangen zähen Verhandlungen über eine Einheitsregierung waren bislang immer wieder gescheitert. Das größte Hindernis war die Weigerung der radikal-islamischen Hamas, das Existenzrecht Israels anzuerkennen.
Die Palästinenserführer reisten getrennt nach Saudi-Arabien. Ministerpräsident Ismail Hanija (Hamas) sei über den palästinensisch-ägyptischen Grenzübergang Rafah abgereist, sagte ein mitreisender dpa-Korrespondent. Abbas habe die Route von Ramallah im Westjordanland über Jordanien nach Mekka gewählt. An dem Treffen nimmt auch Hamas-Exilchef Chaled Maschaal teil.
König Abdullah hatte vor dem Treffen erklärt, die Palästinenserführer müssten sich ihrer Verantwortung mit Blick auf die "arabische Sache und den Islam" bewusst sein. Von dem Bruderkrieg profitierten nur "die Feinde der islamischen Nation". Der König reagierte damit auf eine Botschaft der in Saudi-Arabien lebenden Palästinenser. Diese hatten ihn beschworen, die Politiker "nur dann von den heiligen Stätten (des Islam) abreisen zu lassen, wenn sie ihrer Verpflichtung zu einer Einigung nachgekommen sind".
Die Europäische Union kündigte an, die Bemühungen der rivalisierenden Palästinensergruppen nach Kräften zu unterstützen. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diese Gespräche erfolgreich zu gestalten", sagte die EU-Ratsvorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich am Dienstag zum Abschluss einer Nahostreise im arabischen Golfemirat Kuwait aufhielt.
Quelle: ntv.de