Politik

Kritik an deutschem Botschafter Verstimmung in Israel

Der Abgeordnete Yoel Hasson von der regierenden Kadimah-Partei hat heftige Kritik am deutschen Botschafter in Israel, Harald Kindermann, geäußert. In einem offenen Brief, der n-tv.de vorliegt, warf er dem deutschen Botschafter die „Chuzpe“ vor, dass „ausgerechnet Deutschland“, trotz der historischen Verpflichtung am jüdischen Volk, einen Boykott der Feiern zur vierzigjährigen Wiedervereinigung Jerusalem nach 19-jähriger Trennung anführe. "Wenn Sie nicht die vereinte Hauptstadt des jüdischen Volkes akzeptieren können, sollten Sie nach Berlin zurückkehren." Israel begeht in dieser Woche den 40. Jahrestag der Annexion des Ostteils der Stadt. Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten wollen an den Feiern nicht teilnehmen. Sie erkennen Jerusalem als Hauptstadt Israels nicht an.

Es sei schlimm genug, dass auch der amerikanische Botschafter seine Beteiligung an den Feierlichkeiten abgesagt habe, sagte Hasson am Sonntag im Rundfunk. "Ich kann doch den Holocaust nicht einfach aus der Geschichte wegtrennen", meinte Hasson. Andere EU-Länder hätten laut Hasson der Einladung zu den Feiern in der "Hauptstadt Israels" Folge geleistet hätten, wenn nicht "ausgerechnet Deutschland dem Staat Israel die Hauptstadt und die Freude über die Wiedervereinigung verweigere". Eine Reaktion der deutschen Botschaft steht noch aus. „Ich bin mir nicht sicher, ob der Botschafter den Brief schon gesehen hat“, sagte am Sonntagmittag ein Sprecher der Botschaft.

Der israelische Jerusalem-Minister Jaakov Edri sagte, er sei überrascht, dass gerade Deutschland nicht an den Feiern teilnehmen wolle. Die EU-Länder seien zwar nicht zur Teilnahme verpflichtet. Er hoffe dennoch, dass zumindest einige ausländische Repräsentanten am Montag zu einer Feier im Parlament in Jerusalem kommen werden.

Israel beansprucht ganz Jerusalem als "ewige unteilbare Hauptstadt" und feiert seit 40 Jahren die "Vereinigung" der Stadt im Sechs-Tage-Krieg Die internationale Gemeinschaft erkennt Jerusalem jedoch nicht als Israels Hauptstadt an und verlangt, dass die endgültigen Stadtgrenzen in Verhandlungen mit den Palästinensern festgelegt werden. Die Palästinenser beanspruchen den ehemals jordanischen Osten als Hauptstadt ihres künftigen Staates. Offiziell gilt noch die 1947 beschlossene "Internationalisierung" des Großraumes Jerusalem mit Teilen von Ramallah und Bethlehem. Dieses Gebiet sollte eigentlich dem überwiegend von christlich-geprägten Ländern zusammengesetzten UN-Sicherheitsrat unterstellt werden. Dies strebt bis heute der Vatikan, doch sowohl Juden wie Moslems lehnen dies ab.

Israelische Friedensorganisationen bereiten Protestaktionen gegen 40 Jahre Besatzung der Palästinensergebiete einschließlich Ost-Jerusalems vor.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen