Politik

Prägende Äußerungen des verurteilten Chodorkowski "Verurteilung im Kreml entschieden"

(Foto: dpa)

In einem zweiten Prozess ist der frühere russische Ölunternehmer Michail Chodorkowski zu insgesamt 14 Jahren Haft verurteilt worden. Seiner kritischen Haltung gegenüber der Staatsspitze ist der einstige Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos auch hinter Gittern treu geblieben. Immer wieder meldete er sich mit scharfen Äußerungen zu Wort.

"Ich weiß, dass über meine Verurteilung im Kreml entschieden wurde. Im Umfeld des Präsidenten (damals Wladimir Putin) gab es einige, die mit Nachdruck den Standpunkt vertreten haben, dass die Macht nur mit einem Freispruch das Vertrauen der Gesellschaft erlangen kann. Andere fanden, dass ich so lange wie möglich im Gefängnis bleiben sollte. Ich möchte mich bei den Ersteren bedanken und den anderen sagen, dass sie nicht gewonnen haben."

(Mai 2005 - nach seiner ersten Verurteilung wegen Betrugs und Steuerhinterziehung)

"Was hier vor sich gehen wird, ist klar ersichtlich: eine beschämende Farce, die nichts mit Gerechtigkeit zu tun hat."

(Februar 2007 - nach der Ankündigung neuer juristischer Schritte gegen ihn wegen des angeblichen Diebstahls von Millionen Tonnen Öl)

"Mir wird vorgeworfen, 350 Millionen Tonnen Öl gestohlen zu haben (...) so als würde es sich um einen Eimer Farbe oder eine Wurst handeln, die man unter seinem Mantel versteckt aus einem Laden mitgehen lässt. Dabei könnte die Menge einen Zug mit einer Länge von drei Weltumrundungen füllen."

(April 2009 - bei der Eröffnung des zweiten Prozesses gegen ihn, in dessen Verlauf die Staatsanwaltschaft die angeblich gestohlene Menge Öl auf 218 Millionen Tonnen reduzierte)

"Nicht existente Verbrechen zu gestehen ist für mich inakzeptabel."

(August 2009 - Antwort an Präsident Dmitri Medwedew, der nur im Falle eines Geständnisses eine Begnadigung in Betracht ziehen will)

"In Russland ist es die Regel, dass die Helden tot sind. Ich habe noch Lust, zu leben. Aber ich muss zugeben, dass es mir manchmal reicht und ich mir sage: 'Warum nicht zu einem Helden werden?'"

(Oktober 2009 - Antwort an einen Leser des Nachrichtenportals gazeta.ru)

"Ich bin sicher, dass Sie kompetent sind und begreifen, dass sämtliche Behauptungen der Staatsanwaltschaft Unsinn sind."

(Oktober 2010 - an den Richter seines zweiten Prozesses gewandt)

"Ich will nicht im Gefängnis sterben, aber meine Überzeugungen sind es mir wert, dass ich mein Leben riskiere. (...) Ein Staat, der nur Bürokraten und Geheimdiensten vertraut, ist ein kranker Staat."

(November 2010 - in seinem Schlusswort im zweiten Prozess)

Quelle: ntv.de, AFP

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