Politik

Bund soll Kliniken reformieren Vielen Krankenhäusern droht Pleite

Behandlungen werden wegen der eingesetzten Technik immer teurer.

Behandlungen werden wegen der eingesetzten Technik immer teurer.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Geld reicht in deutschen Krankenhäusern vorne und hinten nicht: Mehr als jede vierte Klinik ist von der Insolvenz bedroht, viele kommunale Krankenhäuser müssen schließen. Doch dieser Trend könnte sogar positiv sein - wenn Patienten bereit sind, sich umzugewöhnen.

Mehr als jeder vierten deutschen Klinik droht die Pleite. In den vergangenen zwei Jahren verschlechterte sich die finanzielle Lage der rund 2000 Krankenhäuser spürbar, so der aktuelle "Krankenhaus Rating Report". Ein Drittel der Krankenhäuser schrieb demzufolge 2011 einen Jahresverlust. 13 Prozent seien 2011 in erhöhter Insolvenzgefahr gewesen, 14 Prozent leicht gefährdet. "2012 wird es auch so sein", sagte der Autor der Studie, Boris Augurzky.

Voraussichtlich in einer Woche soll im Bundestag eine Finanzhilfe von 1,1 Milliarden Euro beschlossen werden. Mit den zusätzlichen Mitteln sollen steigende Personalkosten ausgeglichen werden. Augurzky hält das für ein Wahlgeschenk: Die von der Koalition geplanten Finanzhilfen brächten keine strukturellen Verbesserungen, sondern stabilisierten die Lage lediglich.

Zusammenschlüsse sollen beim Sparen helfen

Strukturelle Probleme auf dem Klinikmarkt dürften mit der Finanzspritze kaum gelöst werden. Vor allem Krankenhäuser auf dem Land haben auch das Problem, dass sie für Ärzte wenig attraktiv sind und deshalb nicht leicht qualifizierte Mediziner finden. Die rosige Zeit der Krankenversicherung müsse jetzt zum Umsteuern genutzt werde, fordert Augurzky.

Die Versorgung der Patienten sei nicht in Gefahr, so der Experte, sie müssten sich jedoch auf weitere Wege einstellen. "Der Trend sind weitere Wege, aber bei besserer Qualität", meint Augurzky. "Wichtig ist Spezialisierung." Und: "Ketten sind stärker als Solisten."

"Um auf dem neuesten Stand zu bleiben und eine hochklassige Patientenversorgung anbieten zu können, müssen die Einrichtungen viel Geld in Personal und Infrastruktur investieren." Kleinere Häuser müssten sich demnach auf einen bestimmten medizinischen Bereich konzentrieren - und die entstehenden Spezial-Kliniken sich dann nach und nach zusammenschließen.

Politik muss Reform unterstützen

In den dann weniger Häusern sollen - so die Hoffnung - dafür Diagnose und Therapie besser werden. Denn hier liegt nach Ansicht von Kritikern und Kassen viel im Argen. Die Notfallversorgung auf dem Land müsste aber solchen Modellen zufolge neu geordnet, gesichert - und bezahlt - werden.

Doch von selbst dürfte das nicht geschehen, zumal die Klinikplanung Ländersache ist. Und Länder und Landräte tun oft viel, damit ihre Kliniken so bleiben, wie sie sind.

Augurzky wartet daher mit einem Vorschlag auf: Der Bund soll Kliniken direkt bei Zusammenschlüssen unterstützen. Auch bei den Kosten für Schließungen solle er mit einspringen, wenn sich die Träger dazu durchringen.

Quelle: ntv.de, dpa

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