Politik

Teilerfolg für den "Guardian" Vorgehen gegen Miranda wird untersucht

Miranda ließ sich in London von der Anwältin Gwendolen Morgan vertreten.

Miranda ließ sich in London von der Anwältin Gwendolen Morgan vertreten.

(Foto: REUTERS)

Das vom "Guardian"-Kurier Miranda beschlagnahmte Material enthält nach Angaben der britischen Polizei hochsensibles Material. Es sei relevant für die nationale Sicherheit, behauptet diese und eröffnet ein Verfahren gegen ihn. Doch einfach so verwenden dürfen sie das Material nicht.

In der Affäre um das Vorgehen der britischen Regierung gegen die Zeitung "Guardian" kämpfen beide Seiten mit harten Bandagen. Der als Kurier eingesetzte Ehepartner von "Guardian"-Enthüller Glenn Greenwald, der Brasilianer David Miranda, erwirkte eine einstweilige Verfügung am Londoner High Court, dem höchsten englischen Zivilgericht. Im Gegenzug eröffnete die Londoner Polizei ein strafrechtliches Verfahren.

Das Material in Mirandas (l.) Gepäck war für seinen Ehemann Greenwald (r.) bestimmt.

Das Material in Mirandas (l.) Gepäck war für seinen Ehemann Greenwald (r.) bestimmt.

(Foto: AP)

Auf dem bei Miranda gefundenen Material seien hochsensible Daten gefunden worden, die eine Gefahr für die Nationale Sicherheit darstellen könnten, würden sie veröffentlicht. Miranda hatte Recherchematerial für Greenwald transportiert. Angeblich handelt es sich um Enthüllungen des US-Whistleblowers Edward Snowden zu Datenspähprogrammen von Geheimdiensten.

Die Anwältin Mirandas bezeichnete die erwirkte Einstweilige Verfügung als "Teilerfolg". Nach der Entscheidung der Richter dürfen die Behörden die Daten nur dann verwenden, wenn sie die Nationale Sicherheit berühren. Zum Antreten dieses Nachweises hat die Polizei nun sieben Tage Zeit. Über die Eröffnung eines Strafverfahrens habe die Miranda-Seite kaum Kenntnis. "Wir sehen dafür keine Basis", sagte Anwältin Gwendolen Morgan.

Vorgehen gegen Miranda wird geprüft

Miranda war am vergangenen Sonntag auf der Grundlage eines Anti-Terror-Gesetzes für neun Stunden am Flughafen Heathrow festgesetzt und befragt worden. Gegenüber der Deutschen Welle sprach Miranda von "psychologischer Folter". Ihm sei mit neun Jahren Haft im US-Straflager Guantanamo gedroht worden. "Sie haben mir gedroht, mich zu verhaften, wenn ich mich nicht kooperativ verhielte. Das haben sie immer wieder betont", sagte er dem Sender.

Indes wurde bekannt, dass der Vorfall auf dem Flughafen Heathrow Gegenstand einer unabhängigen Untersuchung wird. Der von Regierung und Parlament eingesetzte Revisor für die britische Terrorismusgesetzgebung, David Anderson, kündigte eine vollständige Prüfung der Vorgänge an. Er wolle dabei herausfinden, ob die Terrorgesetze im Falle David Mirandas "gesetzestreu, passend und human angewendet wurden", schrieb Anderson in einem Brief an Innenministerin Theresa May.

"Guardian" will sich nicht einschüchtern lassen

Nach dem Bekanntwerden des Vorfalls kam die britische Regierung sogar noch mehr in die Bredouille. "Guardian"-Chefredakteur Alan Rusbridger machte anschließend auch öffentlich, dass auf Druck höchster Regierungsstellen Festplatten mit sensiblen Daten im Redaktionsgebäude des "Guardian" vernichtet werden mussten. Die Aktion sei von Geheimdienst-Leuten überwacht worden.

Der "Guardian"-Chefredakteur kündigte weitere Berichterstattung in der Affäre um die Abhörpraktiken von Geheimdiensten an. "Wir werden in den nächsten Wochen vor allem mehr erfahren, was die Beziehung zwischen Regierungen, Geheimdiensten und den großen Internet- und Technologiefirmen angeht", sagte er "Spiegel-Online". In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kündigte Rusbridger an, der "Guardian" werde die Berichterstattung künftig stärker von den USA aus fahren. "Ich will nicht selbstgefällig sein, aber es beruhigt mich mehr, aus Amerika zu berichten als aus dem Vereinigten Königreich."

Quelle: ntv.de, dpa

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