Schlechte Chancen auf Arbeitsmarkt Vorurteile gegen Migrantenkinder
15.10.2009, 18:08 UhrSelbst bei gleichem Bildungsniveau haben Kinder von Einwanderern in Deutschland schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Stark ausgeprägt ist die Ungleichheit ausgerechnet bei Hochqualifizierten, wie aus einer OECD-Studie hervorgeht. Ein Grund dafür könnte demnach sein, dass die Leistungen von Migranten auf dem Arbeitsmarkt nicht ausreichend anerkannt werden.
In Deutschland haben laut der Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 90 Prozent der 20- bis 29-jährigen hochqualifizierten Männer ohne Migrationshintergrund einen Arbeitsplatz. In der vergleichbaren Gruppe der jungen Männer mit Migrationshintergrund sind es dagegen nur 81 Prozent. Bei Geringqualifizierten gibt es dagegen kaum Unterschiede: Unter diesen haben 56 Prozent der 20- bis 29-Jährigen ohne im Ausland geborene Eltern einen Job und 54 Prozent der Nachkommen von Migranten einen Job.
OECD zeigt sich irritiert
Die OECD zeigte sich vor allem über die schlechteren Chancen von Migrantenkindern mit Hochschulabschluss oder höherer beruflicher Bildung irritiert. Dieser Befund überrasche, da beide Gruppen ihre Bildungsabschlüsse in der Regel im Inland erworben hätten, erklärte der OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig. Eine Erklärung könnte seiner Ansicht nach sein, dass auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung vorherrsche, dass Einwanderer und deren Nachkommen eher gering qualifiziert seien. Deren Bildungserfolge würden noch nicht ausreichend honoriert, kritisierte Liebig.
Die Untersuchung zeigte mit Blick auf die Ausbildung von Menschen mit Migrationshintergrund ein ähnliches Bild wie die PISA-Schulstudien. Unter den 20- bis 29-Jährigen ist der Anteil der Geringqualifizierten ohne Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung doppelt so hoch wie in der gleichen Altersgruppe ohne Migrationshintergrund.
Kaum Chancen in Behörden
Die Nachkommen von Einwanderern finden der Studie zufolge häufig Arbeit im Handel oder im verarbeitenden Gewerbe. In diesen beiden Branchen seien sie überrepräsentiert. Das gegenteilige Bild zeigt sich in der öffentlichen Verwaltung. In diesem Bereich sind nur drei Prozent der 20- bis 29-Jährigen mit Migrationshintergrund beschäftigt. Bei den jungen Erwachsenen ohne Migrationshintergrund liegt der Anteil bei zehn Prozent. Ähnlich große Unterschiede gab es in keinem der untersuchten Länder.
Für die Studie wurde die Situation von in Deutschland geborenen Kindern von Einwanderern mit derjenigen von jungen Menschen verglichen, die zumindest ein im Inland geborenes Elternteil haben. Dieser Vergleich ist laut OECD ein wichtiger Indikator für den Integrationserfolg, da sowohl die Nachkommen von Einwanderern als auch die Gruppe ohne Migrationshintergrund ihre gesamte Sozialisation und Ausbildung im selben Land erfahren haben. Die OECD analysierte die Integration von Migrantenkindern in 16 OECD-Ländern.
Quelle: ntv.de, AFP