Ausgang scheint klar Wahl in New Hampshire
08.01.2008, 07:40 UhrHunderttausende Bürger waren in dieser Nacht (MEZ) in die Wahllokale im US-Staat New Hampshire geströmt, um über ihre Präsidentschaftskandidaten abzustimmen. Bei den Demokraten war der schwarze Senator Barack Obama (46) als Favorit in die mit Spannung erwartete Vorwahl gegangen. Bei den Republikanern war Senator John McCain (71) Umfragen zufolge aussichtsreichster Bewerber. Dabei zeichnete sich eine Rekordwahlbeteiligung ab: Wie der Sender CNN berichtete, wurden bereits in mehreren Wahllokalen die Stimmzettel knapp, und neue mussten angeliefert werden. Mit ersten aussagekräftigen Ergebnissen wird erst gegen Morgen (MEZ) gerechnet.
Besonders konzentrierte sich das Interesse auf das Rennen zwischen Obama und der früheren First Lady, der Senatorin Hillary Clinton (60). Nachdem sie lange Zeit schon fast als sichere Kandidatin gegolten hatte, war sie nach dem Sieg Obamas bei der ersten parteiinternen Abstimmung vorige Woche in Iowa unter starken Druck geraten. Nach Umfragen zeichnete sich in New Hampshire für sie nur ein zweiter Platz mit einem möglicherweise zweistelligen Vorsprung Obamas ab.
Den dritten Rang besetzte in den Erhebungen abgeschlagen Ex-Senator John Edwards, der zweite von Iowa vor Clinton auf Platz drei. Bei den Republikanern lag laut Umfragen McCain knapp vor dem früheren Gouverneur Mitt Romney und dem Sieger von Iowa, Mike Huckabee.
Clinton sehr erschöpft
Kurz vor der wichtigen Abstimmung in New Hampshire hatte Clinton deutliche Anzeichen von Stress und emotionalem Druck gezeigt. US-Fernsender zeigten Bilder eines Wahlkampfauftritts vom Montag, bei dem die frühere First Lady zeitweise mit den Tränen kämpfen musste. "Manche Leute meinen, ein Wahlkampf ist nur ein Spiel", antwortete die Senatorin mit gebrochener Stimme auf die Frage nach ihrem Wohlergehen. US-Medien sprachen von einem "emotionalen Ausbruch", den sie zumeist als Zeichen der Schwäche werteten.
Wahlbegeisterung in New Hampshire
In zahlreichen Wahllokalen hatte starker Andrang geherrscht. Der demokratische Gouverneur John Lynch sagte dem Sender CNN, in dem Staat mit seinen rund 1,3 Millionen Bürgern herrsche eine spürbare "Wahlbegeisterung".
Lynch zufolge wurde erwartet, dass sich 500.000 registrierte Wähler beteiligen. Etwa 150.000 von ihnen seien schätzungsweise unabhängige Wähler, das heißt Bürger, die keiner Partei angehören. Sie dürfen sich aber an den Vorwahlen beteiligen und müssen sich dafür nur kurz vor dem Urnengang bei der Partei einschreiben, an deren Kandidatenkür sie teilnehmen wollen. Sofort nach dem Votum können sie die Registrierung wieder rückgängig machen.
Lynch ging davon aus, dass der größte Teil der Unabhängigen - etwa 90.000 - ihre Stimme für einen demokratischen Bewerber abgibt. Das könnte nach allgemeiner Einschätzung hauptsächlich dem Favoriten Obama zugutekommen.
Dixville Notch hat schon gewählt
Einen Mini-Erfolg hatte der Senator bereits kurz nach Mitternacht am Dienstag (Ortszeit) in zwei kleinen Ortschaften New Hampshires erzielen können. Hier dürfen die Wähler traditionell immer schon um 00.00 Uhr wählen gehen. In Dixville Notch mit 17 Wählern erhielt Obama sieben Stimmen, die ehemalige First Lady blieb ohne Stimme, während Edwards (zwei Stimmen) und der Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson (eine Stimme), etwas besser abschnitten. Bei den Republikanern kam McCain auf vier Stimmen, während auf Romney zwei Stimmen und auf den früheren New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani eine Stimme entfielen. Auch in der kleinen Gemeinde Hart's Location mit 42 Einwohnern erhielt Obama deutlich mehr Stimmen als Clinton.
Blick nach vorn
Die Vorwahl in New Hampshire gilt als traditionell wichtiger Termin im US-Wahlkampf. Die Gewinner können mit weiterem Rückenwind bei den Wählern sowie mit großzügigen Wahlkampfspenden rechnen. Als erster wirklich entscheidender Termin gilt aber die Vorwahl im bevölkerungsreichen Florida am 29. Januar. Giuliani, laut Umfragen bei den Republikanern landesweit Favorit, hat sich beispielsweise in Iowa und New Hampshire kaum engagiert und konzentriert sich ganz auf Florida und andere große Staaten.
Experten erwarten eine endgültige Entscheidung am 5. Februar, dem "Super-Dienstag": An diesem Tag stehen in über 20 Bundesstaaten Vorwahlen an, unter anderen in wichtigen bevölkerungsreichen Staaten wie Kalifornien, New York und New Jersey. Offiziell werden die Kandidaten erst auf den Wahl-Parteitagen der Demokraten und Republikaner Ende August/Anfang September nominiert. Die Präsidentenwahl findet am 4. November statt.
Quelle: ntv.de