Kopf-an-Kopf-Rennen ohne Sieger Wahlkrimi in Australien
21.08.2010, 20:55 Uhr
Knapper Sieg? Oppositionsführer Abbott mit seiner Familie.
(Foto: REUTERS)
Weder die amtierende Regierung noch die konservative Opposition können die Wahlen in Australien klar für sich entscheiden. Damit droht dem Land eine parlamentarischer Hängepartei, am Ende dürften unabhängige Kandidaten über die Regierungsmehrheit entscheiden.
Bei den äußerst knappen Parlamentswahlen in Australien zeichnet sich ein Sieg der Konservativen ab - dem Land droht aber trotzdem eine parlamentarische Hängepartie. Wie der Sender ABC unter Berufung auf Teilergebnisse berichtete, erreichte das national-liberale Bündnis von Tony Abbott 73 Parlamentssitze, die Labor Party von Premierministerin Julia Gillard sicherte sich 70 Mandate. Damit erreichte keine Partei eine Parlamentsmehrheit von 76 Sitzen.
Gillard, die erst im Juli Regierungschef Kevin Rudd von der Spitze der Labor Party verdrängt und ihn als Premierminister abgelöst hatte, räumte ein, die Wahl nicht vollständig gewonnen zu haben. Sie sicherte jedoch zu, die Regierung "weiter zu führen und für eine starke und stabile Regierung zu sorgen", bis das Endergebnis der Wahlen feststehe. Der Wahlgang sei derart knapp, dass noch nicht von einem Ergebnis gesprochen werden könne, sagte Gillard vor Anhängern in Melbourne. Klar sei aber bereits jetzt, dass "unabhängige" Parteien bei der Regierungsbildung eine Rolle spielen würden.
Australien hat ein Zwei-Kammer-Parlament nach britischem Vorbild. Die Partei, die die meisten der 150 Sitze im Repräsentantenhaus gewinnt, bestimmt den Premierminister. Die Grünen konnten sich bei dem Urnengang mindestens einen Sitz im Parlament sichern und könnten nun zum Königsmacher für die Labor Party werden.
Unabhängige werden umworben
"Jede Stimme ist wichtig und muss gezählt werden, und genau das wird in den nächsten Tagen passieren", sagte Gillard mehr als fünf Stunden nach Schließung der Wahllokale in Melbourne. "Nach diesen Ergebnissen ist klar, dass es eine Reihe Unabhängiger im Repräsentantenhaus geben wird, die eine Rolle bei der Regierungsbildung spielen werden."
Der Unabhängige Rob Oakeshott berichtete bereits, dass er von beiden Seiten Anrufe bekommen habe. "Es läuft auf ein hängendes Parlament hinaus und das bedeutet, dass die Wähler die großen Parteien, die wenig Programm geboten haben, zurückgewiesen haben", sagte der Unabhängige Tony Windsor im Rundfunk. "Die Unabhängigen werden sich treffen und entscheiden, welche Seite sie unterstützten." Drei der parteilosen Kandidaten werden eher zum konservativen Lager gezählt. In Melbourne gewann der Grünenkandidat Adam Bandt, dessen natürlicher Koalitionspartner die Labor-Partei wäre.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa