Politik

Zeugin berichtet vom Mord-Tatort War Zschäpe die Drahtzieherin?

Welche Rolle spielte Beate Zschäpe? War sie gar Drahtzieher im Neonazi-Terrortrio NSU? Die Anklageschrift lege dies nahe, so der Tenor eines Zeitungsberichts. Die Bundesanwaltschaft kommentiert das nicht. Es soll wohl auch eine Zeugin geben, die Zschäpe am Tatort eines Neonazi-Mordes gesehen haben will.

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Seit November 2011 in Untersuchungshaft: Beate Zschäpe.

Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe war nach einem Medienbericht möglicherweise Drahtzieherin des Zwickauer Terror-Trios. Nach Informationen der Zeitung "Die Welt" legt dies die Anklageschrift der Bundesanwaltschaft nahe. Sie zeichne ein neues Bild Zschäpes. Die Anklage werfe der 37-Jährigen 27 "rechtlich selbstständige Handlungen gemeinschaftlich mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos" vor, darunter zehn Morde, einen versuchten Mord, zwei Sprengstoffexplosionen, eine Brandstiftung mit versuchter Tötung in drei Fällen.

Laut Berliner "Tagesspiegel" hält die Bundesanwaltschaft für Zschäpe eine Sicherungsverwahrung für notwendig. Diese kann bei Straftätern, die ein besonders schweres Verbrechen begangen haben und auf unabsehbare Zeit als extrem gefährlich gelten, für die Zeit nach der zu verbüßenden Haftstrafe angeordnet werden.

Zschäpe ist die einzige Überlebende des Trios. Ihre mutmaßlichen Komplizen töteten sich selbst. Als "Managerin des Geldes" habe sie einen bestimmenden Einfluss gehabt, schreibt "Die Welt" zur Anklageschrift. Zschäpe habe die Beute verwaltet, die Mundlos und Böhnhardt bei mehr als einem Dutzend Banküberfällen gemacht hätten - insgesamt über 600.000 Euro. Als sich die Männer nach Südafrika absetzen wollten, sei dies am Einspruch Zschäpes gescheitert, die Deutschland nicht verlassen wollte, so das Blatt weiter.

Zeugin will Zschäpe erkannt haben

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Die Zeugin fühlt sich surch Zschäpe an die Schauspielerin Sara Gilbert erinnert.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Nach Angaben des "Tageszeitung", soll eine Zeugin Zschäpe in unmittelbarer Nähe eines Tatortes gesehen haben. Die Zeugin habe Zschäpe am Tag des Mordes an Ismail Yasar in Nürnberg gegen zehn Uhr beim Bezahlen in einem Supermarkt beobachtet, berichtete die "taz". Direkt hinter dem Markt stand der Döner-Imbiss, an dem Yasar am 9. Juni 2005 zwischen 9.45 Uhr und 10.15 Uhr erschossen worden sei. Die Zeugenaussage könnte es den Bundesanwälten erleichtern, Zschäpe eine Beteiligung an den zehn Morden des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) nachzuweisen. Generalbundesanwalt Harald Range hatte Zschäpe vergangene Woche nicht nur als NSU-Mitglied, sondern auch wegen Mordes angeklagt.

Die Zeugin sagte dem Zeitungsbericht zufolge aus, sie sei sich sicher, Zschäpe gesehen zu haben. Die fremde Frau habe sie damals an die US-Schauspielerin Sara Gilbert erinnert, die in der Kult-Serie "Roseanne" die Darlene spielt. Zwischen Darlene und Zschäpe gibt es tatsächlich Ähnlichkeiten. Für die Zuverlässigkeit der Zeugin spreche, dass sie bereits 2005 ausgesagt habe, sie habe in der Nähe des Tatortes zwei Männer mit Fahrrädern gesehen. Dies decke sich mit weiteren Zeugenaussagen.

Bundesanwaltschaft hält sich bedeckt

Die Bundesanwaltschaft nahm am Freitag nicht inhaltlich Stellung zu den Berichten und verwies auf ihre Erklärung zur Anklageerhebung vor einer Woche. Die Zuständigkeit liege jetzt beim Oberlandesgericht München.

Die 37-Jährige muss sich dort als NSU-Mitglied und als Mittäterin verantworten. Neben Zschäpe sind auch vier mutmaßliche Unterstützer und Helfer der sogenannten Zwickauer Zelle angeklagt, darunter der frühere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben.

Die Anklageschrift mit dem Aktenzeichen 2 BJs 162/11-2, die der "Welt" vorliegt, soll 488 Seiten umfassen, als Verschlusssache eingestuft und von Range persönlich gezeichnet sein. Er hatte Zschäpe als ein gleichberechtigtes Mitglied der NSU bezeichnet. Sie habe der Gruppe "den Anschein von Normalität und Legalität" gegeben.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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