Politik

K-Frage beendet Was wird jetzt aus Frau Merkel?

Angela Merkel wird nicht als Kanzlerkandidatin antreten. Wie soll ihre politische Kariere jetzt weiter verlaufen?

"Angela Merkel soll in ihrem jetzigen Amt als Parteivorsitzende bleiben." Diese Meinung äußerte der Göttinger Wahlforscher und Politologe Peter Lösche gegenüber n-tv.de. Damit spricht er das aus, worüber sich Wahlforscher einig sind. Im Gespräch mit n-tv.de wiesen auch der Mainzer Wahlforscher Jürgen Falter und Professor Heinrich Oberreuter von der Tutzinger Akademie für politische Bildung auf die Vorteile hin, die dieses Verhalten mit sich bringt: Der Nichtantritt zur Kanzlerkandidatur kann für Merkels weitere politische Karriere eine große Chance darstellen. Einzige Voraussetzung dafür ist, dass sie Stoiber die Kanzlerkandidatur so anbietet, dass sie dabei nicht das Gesicht verliert.

Jürgen Falter ist überzeugt davon, dass sie sich zunächst einmal die Position in der sie jetzt ist sichert, wenn es ihr gelingt, mit Souveränität, Edmund Stoiber vorzuschlagen und somit unbeschadet aus dieser Kandidatenkür hervorzugehen. Wenn sie es anschließend schaffen würde, die CDU geschlossen hinter Stoiber zu bringen und sie auch für Stoiber den Wahlkampf organisiert, würde ihr das viele Pluspunkte einbringen, meint Falter. Sie könnte dann anfangen, ihren Blick auf die Fraktion zu richten.

"Wenn sie in Berlin bleibt," so Lösche, "könnte sie ihre Machtposition weiter ausbauen, damit die Partei wieder hinter ihr steht. Denn wenn die hinter ihr steht, hat sie auch die Fraktion wieder auf ihrer Seite, die momentan eher zu Friedrich Merz tendiert. Sie hat eine wirkliche Chance, wenn sie elegant aus dem jetzigen Machtkampf herauskommt. Das hängt natürlich auch von der Bundestagswahl ab. Aber sie hat durchaus noch eine Machtposition, die sie momentan noch mal systematisch versucht auszubauen, um in eine vernünftige Verhandlungsposition auch in Unionsposition zu kommen."

Merkel hat Fehler gemacht

Die Politologen sehen den Grund für Merkels Ablehnung zur Kanzlerkandidatin innerhalb ihrer Partei, in den Fehlern die sie in der Vergangenheit gemacht hat.

Heinrich Oberreuter ist überzeugt: "Sie hat den Fehler gemacht, sich auf die Trennung von Partei- und Fraktionsvorsitz einzulassen. Hätte sie diesen Schwachsinn nicht gemacht, der unter unseren Verhältnissen systemwidrig ist, dann stünde sie auch ganz anders da. Es ist ihr ja nie gelungen, sich als die eigentliche Gegenspielerin von Schröder aufzuspielen, weil es immer diese Arbeitsteilung zwischen Partei- und Fraktionsvorsitz gab, die auch eifersüchtig gehütet worden ist. Wenn man schon gesagt hätte, aus arbeitstechnischen Gründen teilen wir das auf, hätte sie den Anspruch erheben müssen, in Bundestagdebatten immer die erste Herausforderin des Kanzlers zu sein, also die eigentliche Oppositionsführerin. Aber so sehr man ihre Durchsetzungskraft lobt, muss ich sagen, der Staat in dieser neuen Konstellation war ein Staat der Schwäche, weil sie diese Führungskraft nicht aufgebracht hat, die beiden Ämter zu vereinigen."

Peter Lösche sieht den Fehler auf einer anderen Ebene: "Das sie die Landesverbände und ihre Vorsitzenden und die Landesgruppensprecher nicht hinter sich gebracht hat. Das rächt sich jetzt, in dem die Landesverbände nicht hinter ihr stehen. Frau Merkel hat die Struktur der CDU nicht verstanden, d.h., dass die CDU eine föderale Partei ist. Sie hat versucht, mit Appellen an die sogenannte Basis, die Regionalkonferenz, Unterstützung zu bekommen und das ist ihr auch bei ihrer Wahl zur Vorsitzenden gelungen aber bei dem Kampf mit Stoiber ist ihr das eben nicht gelungen."

Quelle: ntv.de

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