Politik

Jerusalem zeichnet Hosenfeld aus Wehrmachtsoffizier geehrt

In Roman Polanskis Film "Der Pianist" rettet ein deutscher Wehrmachtsoffizier einem entkommenen Juden das Leben. Der Offizier, Wilm Hosenfeld, wurde jetzt posthum von der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Jad Vaschem zum "Gerechten der Völker" ernannt. Das ist die höchste Ehrung, die das jüdische Volk ausschließlich Nichtjuden erteilt, wenn durch jüdische Zeugen nachgewiesen worden ist, dass sie unter dem Einsatz ihres Lebens Juden gerettet haben.

Leon Wurm hatte bezeugt, dass Hosenfeld ihn in seinem Sportzentrum beschäftigt hatte, nachdem es ihm gelungen war, aus dem Zug zum Vernichtungslager Treblinka zu fliehen. Bereits zuvor hatte Wladyslaw Szpilman Jad Vaschem geschrieben und in seinen Tagebüchern festgehalten, wie Hosenfeld ihm im November 1944 geholfen hatte, ein Versteck zu finden. Danach habe Hosenfeld dem "Pianisten" Szpilman Decken und Nahrungsmittel gebracht und ihn moralisch gestützt. Diese Tagebücher dienten dem Regisseur Polanski als Quelle für das Drehbuch seines Films.

Der Gedenkbehörde waren diese Zeugnisse auch schon vor der Schaffung des Films bekannt. Doch sah man davon ab, Hosenfeld die Ehrung auszusprechen, solange nicht klar war, ob er während des Aufstandes im Warschauer Ghetto Kriegsverbrechen begangen habe.

Hosenfeld war kurz vor dem Krieg eingezogen worden und hatte während des Krieges in Polen gedient, ab 1940 in Warschau als Sport- und Kulturoffizier. Während des Aufstandes verhörte er Gefangene. Nach dem Krieg verhafteten ihn die Sowjets und verurteilten ihn zu einer lebenslänglichen Strafe. Er starb 1952 in einem sowjetischen Gefängnis.

In jüngster Zeit waren neue Dokumente aufgetaucht, darunter Briefe Hosenfelds an seine Frau und Tagebücher. Aus ihnen ging hervor, dass er an einer Ablehnung gegen die Judenpolitik der Nazis festhielt, obgleich er zunächst die Nazi-Partei unterstützt hatte. Doch je klarer er die Konsequenzen der Machtübernahme der Nazis sah, desto ausgeprägter wurde sein Widerstand dagegen. In seinen Schriften hielt Hosenfeld seinen wachsenden Ekel gegen die Unterdrückung der Polen, die Verfolgung polnischer Geistlicher und die Misshandlung der Juden fest. Schon zu Beginn der "Endlösung", der industriellen Vernichtung der Juden ab 1942, beschrieb er seinen "Horror" wegen der Auslöschung des jüdischen Volkes.

In Deutschland leben zwei Söhne und zwei Töchter des posthum geehrten Wehrmachtsoffiziers. Ihnen soll an einem noch nicht festgelegten Termin die Ehrung der Gedenkbehörde überreicht werden.

Der Nahe Osten ist sein Metier. Ulrich W. Sahm berichtet seit Mitte der 70er Jahre aus der Region immer auf der Suche nach der Geschichte hinter der Nachricht.

Quelle: ntv.de

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