Indien contra Pakistan Weiter Gefechte um Kaschmir
19.05.2002, 08:20 UhrAn der Waffenstillstandslinie in Kaschmir haben sich indische und pakistanische Truppen am Sonntag wieder heftige Feuergefechte geliefert. Beide Seiten machten sich gegenseitig für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Seit dem Tod von 34 Menschen bei einem Anschlag im indischen Teil Kaschmirs sind die Spannungen zwischen den Nachbarn gestiegen.
Einschläge der pakistanischen Artillerie hätten zivile indische Gebiete getroffen, hieß es von indischer Seite ohne Angaben über Tote oder Verletzte. Pakistan hingegen berichtete, seit Samstag seien sechs Zivilisten durch indischen Beschuss getötet und 41 verwundet worden.
Vier Todesopfer forderte ein Überfall mutmaßlich moslemischer Extremisten auf ein Armeelager im indischen Teil Kaschmirs. Zudem sei auch einer der Angreifer erschossen worden, berichtete der Fernsehsender Star News.
Die indische Armee meldete, bei einem Gefecht in den Bereichen Uri und Gurez sei ein Mensch getötet und mehrere verwundet worden. Tausende seien aus Angst vor pakistanischem Artilleriebeschuss geflüchtet.
Ausweisung des Botschafters
Am Samstag hatte Indien den pakistanischen Botschafter in Neu-Delhi zum Verlassen des Landes aufgefordert. Wie Außenminister Jaswant Singh mitteilte, soll der Botschafter nach Islamabad zurückkehren, damit die Beziehungen zwischen beiden Staaten geklärt werden können. Der Schritt wurde nach einem Treffen von Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee mit dem Kabinettsausschuss für Sicherheitspolitik bekannt gegeben. In dem Gespräch ging es um eine Reaktion auf den jüngsten Terroranschlag, bei dem am Dienstag in einem Armeelager in Jammu 34 Menschen getötet worden waren. Indien hat Pakistan direkt für die Tat verantwortlich gemacht.
Kämpfe in Norden
Aus dem Verteidigungsministerium in Neu-Delhi verlautete, die Gefechte mit Grantwerfern und Maschinenwaffen über die Grenze hinweg seien die heftigsten seit Dezember, als beide Seiten nach einem Überfall auf das indischen Bundesparlament Truppen aufmarschieren ließen. Inzwischen wird die Zahl der Soldaten beider Seiten auf fast eine Million geschätzt. Die Konfrontation wurde in dieser Woche angeheizt durch den Überfall auf ein Kasernengelände in Kaschmir, bei dem 31 Inder und die drei Angreifer starben. Die Grenzgefechte begannen am Freitag.
Beide Überfälle lastet Indien Pakistan an, weil es angeblich die Feinde seiner Herrschaft über den Süden der Region im Himalaya unterstützt. Das indische Bundesland Jammu und Kaschmir ist das einzige, wo nicht die Hindus in der Mehrheit sind, sondern wie in Pakistan die Moslems. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 haben Indien und Pakistan um Kaschmir zwei Kriege geführt.
Die USA erwägen angesichts der neuen Spannungen zwischen den beiden Atommächten eine neue Vermittlungsmission. Möglicherweise werde der stellvertretende Außenminister Richard Armitage nach Indien und Pakistan geschickt, um die neue Kriegsgefahr zu entschärfen, hieß es in Washington.
Quelle: ntv.de