Politik

Flaggenstreit findet kein Ende Weitere Krawallnacht in Belfast

Probritische Aktivisten wenden sich gegen den Beschluss, die britsche Flagge nicht mehr jeden Tag auf dem Dach des Rathauses von Belfast zu hissen.

Probritische Aktivisten wenden sich gegen den Beschluss, die britsche Flagge nicht mehr jeden Tag auf dem Dach des Rathauses von Belfast zu hissen.

(Foto: REUTERS)

Erneut kommt es in der nordirischen Hauptstadt Belfast zu schweren Ausschreitungen. Probritische Extremisten sind wütend, weil die Stadt den Union Jack nicht mehr jeden Tag hissen will. Seit vier Tagen kommt Belfast deswegen schon nicht zur Ruhe.

In der nordirischen Hauptstadt Belfast hat es die vierte Nacht in Folge Ausschreitungen gegeben. Eine Menschenmenge attackierte am späten Abend mit Stahlbarrieren, Steinen, Feuerwerkskörpern und Flaschen Polizisten, die im Osten der Stadt patrouillierten. Die Sicherheitskräfte machten probritische Aktivisten für die Attacken verantwortlich. Beratungen von Politikern und Kirchenvertretern über ein Ende der Gewalt blieben zunächst ergebnislos.

Mit Einbruch der Dunkelheit versammelte sich im Osten Belfasts eine Menschenmenge, die die Polizisten angriff. Unruhen wurden aus verschiedenen Gegenden der Stadt gemeldet. Der nordirische Polizeichef Matt Baggott kündigte ein hartes Vorgehen gegen Demonstranten an, die Gewalt anwendeten. "Sie können sicher sein, dass es genügend Ressourcen gibt für den Fall weiter Unruhen", sagte Baggott. Die Polizei stehe bereit, solange dies notwendig sei.

Dutzende Festnahmen und Verletzte

Kurz vor Beginn der erneuten Ausschreitungen hatten Politiker und Kirchenvertreter darüber beraten, wie die jüngsten Unruhen beendet werden könnten. Robin Newton von der Democratic Unionist Party (DUP) erklärte jedoch, angesichts des mangelnden Engagements der Protestveranstalter sei nicht mit einem baldigen Ende zu rechnen. "Wir müssen einen Weg finden, um da raus zu kommen, aber wie wir das machen, weiß ich nicht", räumte Newton ein.

Bereits in den vergangenen Nächten hatte es in Belfast Ausschreitungen mit zum Teil hunderten Demonstranten gegeben. Laut Polizei wurden bislang 52 Beamte verletzt, zudem gab es 70 Festnahmen. 47 Menschen müssen sich strafrechtlich verantworten. Bei Ausschreitungen am Samstag war die Polizei mit Wasserwerfern und Plastikgeschossen gegen mehr als hundert Demonstranten vorgegangen. Beamte berichteten zudem, unter Beschuss genommen worden zu sein.

Paramilitärs unter den Demonstranten?

Die nordirische Polizeigewerkschaft erklärte, das Abfeuern von Schüssen auf Polizisten zeige, dass sich Paramilitärs unter die Demonstranten gemischt hätten. Die Proteste würden von der paramilitärischen Gruppe Ulster Volunteer Force (UVF) ausgenutzt, erklärte Gewerkschaftschef Terry Spence. "Paramilitärs haben diesen Flaggenprotest zum Anlass genommen, um jetzt ihre Waffen gegen die Polizei zu richten", sagte Spence.

Die Unruhen im zu Großbritannien gehörenden Nordteil der irischen Insel richten sich gegen eine Entscheidung des Stadtrats von Belfast von Anfang Dezember, die britische Flagge nicht mehr jeden Tag über dem Rathaus wehen zu lassen. Dagegen wehren sich pro-britische Protestanten.

In drei Jahrzehnten gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen London-treuen Protestanten und den nach einem vereinten Irland strebenden Katholiken wurden rund 3500 Menschen getötet. Mit dem Friedensabkommen vom Karfreitag des Jahres 1998, das die Machtteilung zwischen Protestanten und Katholiken vorsieht, wurde der Konflikt weitgehend beendet.

Quelle: ntv.de, jog/AFP/rts

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