Politik

Gouverneur ist sich sicher Weiterer Top-Taliban gefasst

Ein Polizist bei einem Checkpoint in Karachi.

Ein Polizist bei einem Checkpoint in Karachi.

(Foto: REUTERS)

Die Taliban stehen unter Druck: Nach der Festnahme des Kommandeurs Mullah Baradar wird nun offenbar der Taliban-Chef im Einsatzgebiet der Bundeswehr gefasst. Er gilt als "Schatten-Gouverneur" von Kundus. Die Taliban dementieren allerdings die Festnahme.

Der Talibanführung in Afghanistan ist binnen weniger Tage offenbar ein weiterer Schlag zugefügt worden. Der Anführer der Aufständischen im Einsatzgebiet der Bundeswehr, Mullah Abdul Salam, sei bei einer Aktion in Pakistan gefasst worden, teilte der Gouverneur von Kundus, Mohammad Omar, mit. Vor Mullah Abdul Salam war bereits der Taliban-Vize Mullah Abdul Ghani Baradar den Geheimdiensten ins Netz gegangen.

 

Mullah Salam war von den Taliban als "Schatten-Gouverneur" für Kundus eingesetzt worden. Omar sagte weiter, auch der "Schatten- Gouverneur" der Taliban für die benachbarte Provinz Baghlan, Mullah Mohammad, sei festgenommen worden. Pakistanische Sicherheitskräfte bestätigten die Festnahmen allerdings nicht.

Ein afghanischer Soldat macht bei der Großoffensive "Muschtarak" eine Pause.

Ein afghanischer Soldat macht bei der Großoffensive "Muschtarak" eine Pause.

(Foto: REUTERS)

 

Gouverneur Omar machte keine Angaben darüber, woher seine Informationen stammten. Wie der "Spiegel" berichtet, bestätigte ein langjähriger Kampfgefährte von Mullah Salam dessen Festnahme. Ein hochrangiger pakistanischer Armeeoffizier sagte: "Wir haben darüber keine Informationen." Ein Geheimdienstoffizier sagte ebenfalls, ihm läge "unglücklicherweise keine Informationen" über eine Festnahme von Mullah Salam oder auch Mullah Mohammad vor.

Taliban dementieren

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte: "Mullah Salam ist nicht festgenommen worden." Mit entsprechenden Meldungen wollten "die Amerikaner" nur von ihrer bevorstehenden "Niederlage" bei der Offensive in der südafghanischen Provinz Helmand ablenken. Mudschahid hatte zunächst auch die Festnahme von Mullah Baradar dementiert, die die pakistanische Armee am Mittwoch aber offiziell bestätigte.

Regierungssprecher Gibbs.

Regierungssprecher Gibbs.

(Foto: AP)

 

Omar bezeichnete Mullah Salam als "den mächtigsten Kommandeur in unserer Region". "Er führte alle
Gruppen in Kundus. Sie alle folgten ihm und es gibt keine andere Person, die alle (Taliban-)Kräfte unter ein Kommando bringen und mobiliseren kann." Seine Festnahme werde großen Einfluss auf die Sicherheitslage in Kundus haben. Nach Angaben der Provinzregierung von Kundus waren die beiden "Schatten-Gouverneure" bereits vor zehn Tagen in der südwestpakistanischen Stadt Quetta festgenommen worden.

 

Omar hatte am Mittwoch für die "nahe Zukunft" Operationen gegen die Aufständischen in Kundus und Baghlan angekündigt. Das Bundesverteidigungsministerium wies allerdings Omars Darstellung zurück, die Offensive werde ähnlich groß angelegt sein wie die Operation "Muschtarak" ("Gemeinsam") in Helmand.

USA loben sich

Von den USA wurde zuvor die Festnahme von Taliban-Vize Mullah Abdul Ghani Baradar in Pakistan ist von den USA mit Genugtuung aufgenommen. "Es handelt sich um einen großen Erfolg für unsere gemeinsamem Bemühungen in der Region", sagte Regierungssprecher Robert Gibbs mit Blick auf die pakistanischen Behörden.

Baradar war nach Geheimdienstangaben vergangene Woche in der pakistanischen Hafenstadt Karachi festgenommen worden. Er gilt als Militärchef der Taliban und rechte Hand des obersten Taliban, Mullah Mohammed Omar. Bis zu den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA soll er außerdem ein enger Vertrauter von El-Kaida-Führer Osama bin Laden gewesen sein. Baradar ist der mit Abstand wichtigste Taliban-Anführer, der seit dem US-geführten Einmarsch in Afghanistan vor über acht Jahren gefasst wurde. Der Chef und Begründer der afghanischen Taliban, Mullah Mohammad Omar, ist weiterhin untergetaucht.

 

Die pakistanische Armee bestätigte die Festnahme inzwischen offiziell. Ein "detaillierter Identifizierungsprozess" habe ergeben, dass es sich tatsächlich um Mullah Abdul Ghani Baradar handele, teilten die Streitkräfte mit. Die Taliban bestritten die Festnahme und sprachen von einem Versuch der Demoralisierung.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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