"Schuhe der Freiheit" Werfer schwer misshandelt
16.12.2008, 13:18 UhrDer wegen seines Schuhwurfs auf US-Präsident George W. Bush weltweit beachtete irakische Fernsehjournalist Montasser al-Saidi ist von den irakischen Sicherheitsbehörden offenbar schwer verletzt worden. Wie sein Bruder, der 32-jährige Durgham, sagte, sind bei Al-Saidi ein Arm und mehrere Rippen gebrochen. Zudem erlitt er Verletzungen an einem Auge und an einem Bein.
Sein Bruder werde von Sicherheitskräften des nationalen irakischen Sicherheitsberaters Muaffak al-Rubai in der "Grünen Zone" in Bagdad gefangen gehalten, sagte Durgham. Al-Rubai wollte zu den Aussagen nicht Stellung nehmen. Als der 29-jährige Al-Saidi vom Ort des Angriffs abgeführt worden war, waren dort Blutspuren zu sehen. Bush hatte nach dem Vorfall gesagt, so etwas passiere nun einmal "in einer freien Gesellschaft".
Unterdessen bot der libanesische Fernsehsender New TV (NTV) Al-Saidi in seiner am Montagabend ausgestrahlten Nachrichtensendung eine Stelle an. Er solle "von dem Moment an bezahlt werden, in dem er den (ersten) Schuh warf", sagte die Nachrichtenchefin Fadja Bassi. Zudem sei NTV bereit, die Kaution für Al-Saidis Freilassung und seine Anwaltskosten zu übernehmen. Der Sender ist für seine anti-amerikanische Ausrichtung bekannt. Die irakische Organisation für den Schutz von Journalisten erklärte, es hätten sich 50 Anwälte gemeldet, die Al-Saidi verteidigen wollten.
Während eines Treffens Bushs mit dem irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki in Bagdad hatte Al-Saidi am Sonntag seine beiden Schuhe in Richtung des US-Präsidenten geworfen, der den Wurfgeschossen aber geschickt ausgewichen war. "Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund!", rief der Journalist dabei.
Held oder kein Held
In Bagdad wird weiter darüber gestritten, ob Al-Saidi als "Held" oder "Schande für die irakischen Journalisten" angesehen werden sollte. Montasser al-Saidi hatte mit seiner Attacke eine Welle von Begeisterung und arabischer Solidarität von Mauretanien bis Syrien ausgelöst. Zu den wenigen Kommentatoren, die den Schuhwerfer kritisieren, gehört Tarik Al-Homaid von der überregionalen arabischen Tageszeitung "Al-Sharq Al-Awat". Er schrieb, als normaler Bürger seines Landes hätte Al-Saidi das Recht gehabt, seine Schuhe auf Bush zu werfen. Da er aber als Journalist zu der Pressekonferenz gegangen sei, habe er durch seine Attacke "den Ruf der Journalisten beschädigt".
Familie wird beglückwünscht
Die Familie des Journalisten hatte Gratulationen von begeisterten Irakern entgegengenommen. "Mein Onkel ist ein Held", sagte ein Kind aus der Familie, während der arabische TV-Sender Al-Dschasira die Gratulanten filmte. Dabei hielt der Neffe des Journalisten stolz ein Paar Schuhe seines Onkels vor die Kamera. Auch die libanesische Schiiten-Partei Hisbollah lobte die Schuh-Attacke. "Wir gratulieren ihm zu seinem mutigen Auftreten", erklärte die regierungskritische irakische Nachrichtenagentur INA. Der sunnitische Rat der Religionsgelehrten sprach von einem "historischen Moment", in dem Bush und der Weltöffentlichkeit gezeigt worden sei, "was die Iraker von der Besatzung halten".
Quelle: ntv.de