"Überflüssig und ungerecht" Westerwelle gegen Wehrpflicht
25.07.2009, 11:16 UhrFDP-Chef Guido Westerwelle will sich nach der Bundestagswahl in möglichen Koalitionsverhandlungen mit der Union für ein Ende der Wehrpflicht einsetzen. "Die Wehrpflicht ist überflüssig und ungerecht", sagte Westerwelle dem "Spiegel".

Wehrpflichtige bei ihrem Gelöbnis in Hamburg.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
"Die Wehrpflicht hatte ihre Verdienste. Heute ist sie eine Sache von gestern." Derzeit würden nur rund 15 Prozent der Männer eines Jahrgangs eingezogen, während viele andere an ihren Karrieren arbeiten könnten, betonte Westerwelle. Da sei es ein Akt der Gerechtigkeit, auf eine Freiwilligenarmee umzustellen.
Um die Lücken im Sozialbereich bei einem Wegfall des Zivildienstes zu schließen, müssten nach seinen Worten das freiwillige soziale Jahr gefördert und "ordentliche Beschäftigungsverhältnisse" ausgebaut werden.
Die Angst, dass der Bundeswehr der Nachwuchs ausgehen könnte, hält Westerwelle für unbegründet. Andere Länder schaffen es doch auch, die Qualität ihrer Armee ohne die Wehrpflicht zu halten. Westerwelle verriet zudem, dass er selbst von der Bundeswehr 1979 wegen seiner Homosexualität nicht genommen worden sei.
Merkel hält an Wehrpflicht fest
Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel hatte beim öffentlichen Gelöbnis von Bundeswehrrekruten am Montag in Berlin ihr Festhalten an der Wehrpflicht bekräftigt. Westerwelle ließ mit seiner Wortwahl offen, wie konsequent die FDP in Koalitionsverhandlungen für eine Aussetzung eintreten würde.
Für eine Abschaffung der Wehrpflicht treten Linkspartei und Grüne ein. Die SPD will im Grundsatz an der Wehrpflicht festhalten, sie aber weiterentwickeln. In der Praxis sollen zwar alle jungen Männer für den Wehrdienst gemustert werden. Einberufen würden zunächst aber nur diejenigen, die auf Befragen erklären, dass sie den Dienst leisten wollen. Nur wenn ihre Zahl nicht ausreicht, will die SPD weiter nach Bedarf einberufen.
Quelle: ntv.de, dpa