Zerplatzte Träume von Europa Wim Wenders ist desillusioniert
03.03.2014, 16:09 Uhr
Wim Wenders ist enttäuscht über die Entwicklung der EU.
Künstler und Intellektuelle spielen in der EU keine Rolle, sagt Wim Wenders. Sie sind nicht mehr als ein Feigenblatt. Eigentlich sollte es in Berlin um die Rolle der Kultur in Europa gehen. Doch die Lage in der Ukraine lässt sich nicht ausblenden.
Der deutsche Filmemacher Wim Wenders hat bei einer Europakonferenz seiner Enttäuschung über die Entwicklung der EU Luft gemacht. "Meine Träume sind nicht wahrgeworden", sagte Wenders in Berlin. Der Regisseur ("Paris, Texas", "Der Himmel über Berlin") kritisierte die Konzentration auf technische und wirtschaftliche Aspekte in Europa. "Wir wollten etwas Größeres." Wenn es Europa schlecht gehe, werde zwar manchmal nach Künstlern und Intellektuellen gerufen - diese hätten aber nur die Funktion eines "Feigenblattes".
Wenige Wochen vor der Europawahl am 25. Mai erörterten in Berlin europäische Spitzenpolitiker den Beitrag der Kultur zum europäischen Einigungsprozess. "Nicht alle, die Kritik üben, sind Anti-Europäer", räumte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso ein. Viele Pro-Europäer seien desillusioniert und pessimistisch. Barroso hielt dem entgegen: "Wir sollten stolz sein auf Europa - aber ohne Arroganz."
Unter dem Titel "A Soul for Europe" (Eine Seele für Europa) sprachen neben Barroso auch der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, sowie der frühere luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker. Die Politiker stellten sich der Diskussion mit Künstlern und Intellektuellen.
Juncker: Wir sind Ignoranten
Juncker widersprach Wenders: "Europa hat eine Seele." Der Luxemburger räumte aber Defizite ein: "Das eigentliche Problem ist, dass wir Ignoranten sind." So wüssten Deutsche relativ wenig über Franzosen und umgekehrt. Auch die Bedeutung der Sprachen werde in Europa systematisch unterschätzt. "Nationen sind keine provisorischen Erfindungen der Geschichte", sagte Juncker.
Immer wieder wurde bei der Konferenz auch die Lage in der Ukraine thematisiert. Barroso sicherte dem Land Unterstützung der Europäischen Union (EU) zu. "Es gibt eine europäische Perspektive für die Ukraine", sagte er. "Das Minimum, was wir für die Ukraine tun können, ist ihre Souveränität zu unterstützen."
Die Ukraine gehöre kulturell, wirtschaftlich und politisch zu Europa, betonte Barroso. "Wir haben die Menschen in der Ukraine gesehen, nicht nur in Kiew, wie sie europäische Fahnen geschwenkt haben in der Hoffnung auf eine Zukunft in der europäischen Familie."
Quelle: ntv.de, dsi/dpa