Pflüger glaubt es noch nicht Wowereit bleibt bei Schließung
28.04.2008, 16:32 UhrDer traditionsreiche Berliner Flughafen Tempelhof soll nach dem Scheitern des Volksentscheids in sechs Monaten geschlossen werden. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief dazu auf, das Ergebnis vom Sonntag zu akzeptieren.
Wer davon rede, dass die Mehrheit der Berliner für die Offenhaltung gestimmt habe, verdrehe "unleugbare Tatsachen", sagte Wowereit. Er bekräftigte, der Flugbetrieb werde wie geplant Ende Oktober beendet.
CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger wertete das Ergebnis des Volksentscheids hingegen als Erfolg, weil 60 Prozent der Wähler (530.000 Stimmen) für Tempelhof plädiert hatten. Der ohnehin nicht bindende Volksentscheid war gescheitert, weil mit 21,7 Prozent die nötige Zahl der Ja-Stimmen (25 Prozent aller Wahlberechtigten) verfehlt wurde. Es waren knapp 80.000 Ja-Stimmen zu wenig.
Wowereit sagte, die Schließung Tempelhofs sei unumgänglich, wenn der künftige Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) in Schönefeld nicht gefährdet werden solle. Er betonte, er nehme die vielen Befürworter ernst, forderte aber auch, die Debatte um Tempelhof nun zu beenden. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte, er sei "ausgesprochen froh" über das Ergebnis, weil damit der Bau des Großflughafens endgültig gesichert sei.
Volksabstimmung im Osten gescheitert
Pflüger forderte Wowereit in einer Mitteilung auf, er solle das "Signal von über 530.000 Stimmen ernst nehmen und einen Kompromiss suchen". Der Flughafen müsse bis zur Eröffnung von BBI 2011 offen gehalten werden. Auch die Tempelhof-Initiative ICAT forderte, den Flughafen zumindest bis 2012 zu nutzen. Der ICAT-Vorsitzende Andreas Peter räumte ein, dass besonders im Ostteil Berlins die Unterstützung gefehlt habe. Zugleich betonte er: "Ich würde nicht von Sieg oder Niederlage sprechen, sondern fast von einem politischen Patt."
In den sechs Bezirken, die vollständig im ehemaligen Westen liegen, wäre der Volksentscheid erfolgreich gewesen und hätte deutlich die Hürde von 25 Prozent der Wahlberechtigten genommen. Dort lag auch die Wahlbeteiligung deutlich höher als im Osten. Zudem stimmte die Mehrheit mit Ja und die Minderheit mit Nein. In den vier Ost-Bezirken und den zwei Ost-West Bezirken - Friedrich-Kreuzberg und Mitte - scheiterte die Abstimmung hingegen deutlich. Die Wahlbeteiligung lag in den Ost-Bezirken niedriger als im Westen, zudem stimmte die große Mehrheit gegen den Erhalt des Flughafens.
Babelsberg will nach Tempelhof
Nach den Plänen des rot-roten Senats soll auf dem 400 Hektar großen Flughafenfeld, das 1948/49 Schauplatz der Berliner Luftbrücke war, ein "Zentrum der Kreativwirtschaft" mit einem Park und 5000 Wohnungen entstehen. Die Studio Babelsberg AG will den Ort zu einem "hochkarätigen Filmstandort" ausbauen. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Carl Woebcken, sagte den "Potsdamer Neuesten Nachrichten", Tempelhof solle der dritte Filmstandort in der Region neben Potsdam-Babelsberg und Berlin-Adlershof werden.
Quelle: ntv.de