Vergleich mit "Pogromstimmung" Wulff bedauert Entgleisung
07.11.2008, 12:43 UhrDer Zentralrat der Juden in Deutschland hat empört auf einen Pogrom-Vergleich des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff reagiert. Wulff hatte in einer Fernsehsendung am Donnerstagabend massive Kritik an hohen Managergehältern mit einer Pogromstimmung verglichen. Der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, legte dem Politiker den Rücktritt nahe. "Wulff sollte sich einfach fragen, ob er für sein Amt geeignet ist."
Wulff entschuldigte sich für den Vergleich: "Die Verwendung des Wortes Pogromstimmung bedauere ich", sagte er nach Angaben der Staatskanzlei in Hannover. Dies sei eine Entschuldigung. Wulff hatte in der Talkshow "Studio Friedman" in einer Debatte über Managergehälter gesagt: "Ich finde, wenn jemand 40 Millionen Steuern zahlt und Zehntausende Jobs schafft, dann muss ich nicht gegen den eine Pogromstimmung entwickeln, sondern dann kann ich sagen, er leistet einen wesentlichen Beitrag zu unserem Land und zu unserem Gemeinwesen."
Wulff folgt auf Sinn
Kramer sagte dazu: "Gerade vor dem Hintergrund, dass kürzlich erst über ähnliche Äußerungen des Münchner Ökonomen Hans-Werner Sinn lang und breit diskutiert wurde, sind Wulffs Äußerungen eine Unverschämtheit und ein Skandal." Eine einfache Entschuldigung reiche da nicht mehr aus. Wulff habe in der Sendung dreimal Gelegenheit gehabt, seine Worte zurückzunehmen, und dies nicht getan.
Der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Sinn, hatte sich nach heftiger Kritik an seinem Vergleich von Judenverfolgung und aktueller Managerkritik offiziell entschuldigt. Er bitte die jüdische Gemeinde um Entschuldigung und nehme den Vergleich zurück, schrieb Sinn Ende Oktober in einem offenen Brief an die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. Knobloch hatte daraufhin die Hoffnung geäußert, "dass Entgleisungen dieser Art ein einmaliges Vorkommnis waren".
Quelle: ntv.de