Politik

70 Jahre Wannsee-Konferenz Wulff gedenkt und prangert an

Hier wurde der Holocaust zwar nicht beschlossen, doch in wesentlichen Teilen organisiert.

Hier wurde der Holocaust zwar nicht beschlossen, doch in wesentlichen Teilen organisiert.

(Foto: dpa)

In einer Gedenkveranstaltung im Haus am Wannsee schlägt Bundespräsident Wulff den Bogen von der Vernichtung der europäischen Juden zum Terror des Zwickauer Neonazi-Trios. "Uns erfüllt Scham und Zorn", sagt Wulff.

Zum 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz hat Bundespräsident Christian Wulff das Versagen von Politik und Behörden bei der Mordserie des Zwickauer Neonazi-Trios angeprangert. "Wir haben es alle nicht für möglich gehalten", sagte Wulff bei einer Gedenkstunde im Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin. "Einschließlich der Polizei und der Sicherheitsbehörden haben wir alle es auch nicht für möglich halten wollen, dass es das in unserem Land und in dieser Zeit gibt."

Der Direktor der Gedenkstätte, Norbert Kampe, zeigt Bundespräsident Wulff Schriftstücke der Wannsee-Konferenz.

Der Direktor der Gedenkstätte, Norbert Kampe, zeigt Bundespräsident Wulff Schriftstücke der Wannsee-Konferenz.

(Foto: dpa)

"Uns erfüllt Scham und Zorn", sagte Wulff weiter. Auch er habe frühe Warnungen vor rechtsextremistischer Gewalt zunächst für übertrieben gehalten. "Wir werden alles tun, damit Terror und mörderischer Hass auf Fremde und Fremdes in Deutschland nie mehr Platz haben."

Vor 70 Jahren, am 20. Januar 1942, trafen sich in der Villa am Wannsee 15 hochrangige Vertreter aus Ministerien, der NSDAP sowie von SS und Polizei, um über die "Endlösung der Judenfrage" zu sprechen. Anwesend waren unter anderem der Chef der Sicherheitspolizei Reinhard Heydrich, Gestapo-Chef Heinrich Müller, "Judenreferent" Adolf Eichmann und Justiz-Staatssekretär Roland Freisler. Ziel der Versammlung war es, die bereits laufende Ermordung der europäischen Juden effizienter zu organisieren.

"Dieser Ort und der Name Wannsee ist zum Symbol geworden für die bürokratisch organisierte Unterscheidung von lebenswertem und lebensunwertem Leben, für die staatlich organisierte Vernichtung", sagte Wulff. Der Antisemitismus des NS-Staates sei genährt und gestützt worden vom Antisemitismus in der Gesellschaft. Deshalb sei es eine nationale Aufgabe, die Erinnerung an die Judenvernichtung wachzuhalten. "Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Unglaubliche und Unvorstellbare wirklich geschehen ist."

Der Bundespräsident sicherte den Juden in aller Welt bei Gefahr und Verfolgung die Verbundenheit Deutschlands zu. Zugleich betonte er: "Deutschland steht unverbrüchlich an der Seite Israels."

An der Gedenkfeier nahm auch der israelische Minister Yossi Peled teil. Peled hatte als Kind die deutsche Besatzung in Belgien unter falscher Identität überlebt. Von seiner Familie überlebte nur seine Mutter den Holocaust im Konzentrationslager Auschwitz. Bei der Gedenkfeier trug Peled für seinen ermordeten Vater das jüdische Totengebet "Kaddisch" vor.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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