Politik

"Ich hatte nie viele Vorschusslorbeeren" Wulff hegt keinen Groll

Christian Wulff sieht seine hart umkämpfte Wahl zum neuen Bundespräsidenten positiv. Er habe sich immer im Amt bewähren müssen, erklärt er am Tag danach. Für die Entscheidung der Abweichler in den Reihen der Koalition habe er Respekt. Am Freitag wird Wulff vereidigt.

Christian Wulff ist mit sich und der Wahl im Reinen.

Christian Wulff ist mit sich und der Wahl im Reinen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der neue Bundespräsident Christian Wulff sieht durch seine Wahl erst im dritten Durchgang keine Belastung für das Amt. "Man muss dieses Wahlprozedere positiv verstehen", sagte der bisherige niedersächsische Ministerpräsident in Fernsehinterviews. "Ich musste mich häufig im Amt bewähren. Ich hatte nie so viele Vorschusslorbeeren." Außerdem sei er sich immer sicher gewesen, am Ende der Bundesversammlung zu gewinnen.

Der 51-Jährige hatte sich erst im dritten Wahlgang gegen den rot-grünen Bewerber Joachim Gauck durchgesetzt. In den ersten beiden Wahlgängen versagten ihm bis zu 44 Wahlleute aus dem eigenen Lager die Stimme. Im letzten Durchgang bekam er dann aber doch die absolute Mehrheit. An diesem Freitag wird er in einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat in Berlin vereidigt. Seinem neuen Amtssitz Schloss Bellevue hatte Wulff bereits einen Besuch abgestattet.

"Zwei konservative Kandidaten"

Wulff begründete die fehlenden Stimmen unter anderem damit, dass es dieses Mal "zwei bürgerliche, zwei konservative Kandidaten" gegeben habe. Mit Blick auf die Gauck-Befürworter sagte er in der ARD-Sendung "Farbe bekennen": "Ich respektiere die Stimmentscheidung von jedem anderen." Als Präsident werde er sich aber bemühen, auch deren Erwartungen zu erfüllen.

Zu den vielen Abweichlern sagte er weiter: "Ich gebe zu, einige haben eine gewisse Form von Protest gezeigt." Weitere Spekulationen lehnte er ab. Zur Zukunft des schwarz-gelben Bündnisses sagte Wulff in der ZDF-Sendung "Was nun": "Die Koalition wird in den nächsten Monaten zeigen müssen, dass sie handlungsfähig ist. Das werden wir beobachten müssen.

Wulff will Bürger einbinden

Wulff kündigte er an, im neuen Amt zu versuchen, der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Dabei müssten über die Parteien hinaus auch Bürgerinitiativen und einzelne Bürger besser eingebunden werden. "Parteien sind wichtig. Sie wirken an der politischen Willensbildung mit. Aber sie sind nicht die politische Willensbildung."

Der neue Präsident warb auch für mehr Integration. "Wir müssen lernen, niemanden links liegen zu lassen. Wir müssen alle mitnehmen." Die ersten Auslandsreisen will er zur Europäischen Union nach Brüssel sowie nach Frankreich und Polen unternehmen. Für Oktober ist eine viertägige Reise in die Türkei geplant.

Quelle: ntv.de, dpa

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