Scharfe Kritik an Medien und Justiz Wulff teilt kräftig aus
10.06.2014, 17:16 Uhr
Christian Wulff musste viel einstecken, in seinem Buch widmet er sich kritisch Justiz, Medien und Politikern.
(Foto: dpa)
Gut zwei Jahre nach seinen Rücktritt arbeitet der ehemalige Bundespräsident Wulff seine Geschichte auf. Er musste viel einstecken. Schon bei der Vorstellung seines Buches wird klar, dass nun er mit austeilen dran ist.
Ex-Bundespräsident Christian Wulff arbeitet sich in seinem autobiografischen Buch "Ganz oben Ganz unten" an Medien, Politikern und der Staatsanwaltschaft Hannover ab. Vor seinem Rücktritt 2012 hätten sich Justiz und Medien die Bälle zugespielt und gegen das Prinzip der Gewaltenteilung verstoßen, sagte Wulff bei der Vorstellung des Buches. Darin liege eine ernste Gefahr für die Demokratie in Deutschland.
Scharf ging Wulff insbesondere mit der Staatsanwaltschaft in Hannover in Gericht, die "unter dem Druck der veröffentlichten Meinung meinte handeln zu müssen". Die an diesem Donnerstag auslaufende Frist für eine Revision nach dem Freispruch schöpfe sie bis zum allerletzten Tag aus.
"Der Richtige in dem Amt"
Wulff betonte, er habe sich stets rechtlich korrekt verhalten. Sein Freispruch sei auch ohne Wenn und Aber erfolgt. Er betonte: "Der Rücktritt war falsch. Und ich wäre auch heute der Richtige in dem Amt." Später stellte er klar, dass der Rücktritt unter den Umständen schon richtig war, immerhin sei seine Immunität aufgehoben worden. Diese Aufhebung sei aber unnötig gewesen.
Gleichzeitig räumte er Fehler ein, darunter den Urlaub als Bundespräsident bei befreundeten Unternehmern sowie das Hinterlassen der inzwischen berühmten Nachricht auf der Mailbox des "Bild"-Chefredakteurs Kai Diekmann im Verlauf der Affäre. Es wäre "gelegentlich gut gewesen, größere Distanz zu wahren." Auch hätte er eine Anfrage im niedersächsischen Landtag nicht nur formal korrekt, sondern "umfassender" beantworten sollen. Dabei ging es um die Herkunft eines Kredits für sein Privathaus.
"Keine Abrechung"
Sein im Verlag C.H.Beck erschienenes Buch will er trotz allem nicht als Abrechnung verstanden wissen: "Ich schildere, wie sich die Affäre aus meiner Sicht darstellt."
Wulff war am 17. Februar 2012 nach 598 Tagen infolge der Affäre um die angebliche Annahme von Vorteilen als bislang jüngster Bundespräsident zurückgetreten. Das Landgericht Hannover hatte den heute 54-Jährige Ende Februar vom Vorwurf der Vorteilsnahme in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident freigesprochen.
Quelle: ntv.de, che/dpa