Am Ende doch noch Präsident Wulff wird Lobbyist
28.08.2014, 11:50 Uhr
Wulff beim Interreligiösen Treffen im Juli in Hannover.
(Foto: picture alliance / dpa)
Für eine "angemessene Vergütung" wird Ex-Bundespräsident Wulff Präsident des Euro-Mediterran-Arabischen Ländervereins - einer mächtigen Lobbyorganisation, die sich dem gewinnbringenden Austausch zwischen den Regionen widmet.
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff tritt ein neues Amt an. Wulff will sich am Freitag zum Präsidenten des Euro-Mediterran-Arabischen Ländervereins (EMA) wählen lassen, wie der in Hamburg ansässige Verein mitteilte. Die Lobby-Gruppierung tritt für eine engere Wirtschaftszusammenarbeit mit den Ländern der Mittelmeer- und Nahostregion ein. Sie berät unter anderem Unternehmen, die in der Region tätig werden wollen.
Der EMA ist nach eigenen Angaben politisch, weltanschaulich und konfessionell unabhängig. "Wir verstehen uns dabei auch als Mittler zwischen den Kulturen", heißt es auf der Webseite des Vereins. Wulff soll an der Vereinsspitze die bisherige Präsidentin Adelheid Sailer-Schuster ablösen. Sailer-Schuster steht auch an der Spitze der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg. Ehrenpräsident des EMA ist der jordanische Prinz Hassan.
Die Vorstandsmitglieder des Vereins werden jeweils für drei Jahre gewählt. Sie können "für Tätigkeiten eine angemessene Vergütung beziehungsweise Aufwandsentschädigungen erhalten", heißt es in der Satzung. Die Mitgliedschaft in dem Verein steht kleinen wie großen Unternehmen offen, der Beitrag beträgt zwischen 500 Euro jährlich für Betriebe mit bis zu zehn Mitarbeitern. Großunternehmen zahlen 3000 Euro pro Jahr. Im Gegenzug unterstützt der Verein seine Mitglieder unter anderem bei Recherche und Markterschließung in den Partnerländern. Als Mitglieder und Partner des Vereins werden unter anderen das Auswärtige Amt, der Hafen Hamburg und die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung aufgeführt.
Wulff hatte 2012 unter öffentlichem Druck auf sein Amt als Bundespräsident verzichtet, nachdem die Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsnahme angekündigt hatte. Im Februar dieses Jahres wurde Wulff freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf Revision.
In seiner Amtszeit als Bundespräsident hatte Wulff mehrfach die Nahostregion besucht. Er setzte sich nachdrücklich für die Integration muslimischer Zuwanderer in Deutschland ein.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP