Ukraine beschuldigt Separatisten "Zahlreiche Zivilisten" bei Luhansk getötet
18.08.2014, 15:30 Uhr
Ein Grad-Raketenwerfer im Tschetschenien-Krieg 1999: Kiew beschuldigt die Separatisten, eine solche Waffe gegen den Flüchtlingskonvoi eingesetzt zu haben.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Nahe der ostukrainischen Stadt Luhansk kommen bei einem Angriff auf einen Flüchtlingskonvoi etliche Menschen ums Leben, darunter offenbar auch viele Kinder. Kiew beschuldigt die Separatisten, den Angriff mit russischen Waffen durchgeführt zu haben.

Flüchtlingslager für Ukrainer in Südrussland: Schätzungen zufolge sind seit Beginn der Kämpfe bereits 285.000 Menschen aus ihrer Heimat geflohen.
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Die ukrainische Regierung hat prorussische Rebellen im Osten des Landes beschuldigt, bei einem Angriff auf einen Flüchtlingskonvoi "viele Zivilisten" getötet zu haben, darunter Frauen und Kinder. Nahe der Großstadt Luhansk hätten die Rebellen demnach mit aus Russland gelieferten Mörsern und Grad-Raketenwerfern auf die fliehenden Menschen gefeuert, wie der ukrainische Armeesprecher Andrej Lyssenko erklärte.
"Die Wucht der Attacke war so groß, dass die Menschen bei lebendigem Leib in den Fahrzeugen verbrannten - sie konnten sich nicht selbst befreien", sagte Anatoli Proschin, ein anderer Militärsprecher, dem ukrainischen Rundfunksender 112.ua. Die Busse hätten Flüchtlinge aus Luhansk transportiert. "Wir warten auf Nachricht, wie viele Menschen umgekommen sind", sagte er.
Nach Lyssenkos Worten fand der Angriff nördlich von Luhansk zwischen den Orten Chriaschtschuwate und Nowoswitliwka statt. Der Konvoi sei dort in einem humanitären Korridor unterwegs gewesen, über den in zwei Tagen bereits mehr als 1800 Menschen aus der Stadt flohen.
"Ausweg aus dem Status Quo"
Die ukrainischen Streitkräfte hätten Chriaschtschuwate zurückerobert, doch bei einem Gegenangriff der Rebellen seien die Flüchtlinge "mitten in die Kampfzone" geraten, sagte Lyssenko. Binnen 24 Stunden seien in der Ostukraine zudem neun Soldaten getötet und 20 weitere verletzt worden. Die ukrainische Armee belagert Luhansk seit Wochen. Die in der Stadt verschanzten Aufständischen leisten erbitterten Widerstand. Zehntausende Zivilisten flohen bereits aus dem Kampfgebiet.
Die Regierung in Kiew beschuldigt Russland, die Rebellen mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen. In den vergangenen Tagen gab es von ukrainischer Seite wiederholt Meldungen, wonach russische Militärkolonnen über die Grenze in die Ukraine vorgedrungen sein sollen. Moskau bestreitet die Berichte.
Der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin erwartet nach dem Krisentreffen der Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der Ukraine vom Sonntagabend in Berlin lange Verhandlungen mit Russland. Er sei auf der Suche nach einem "Ausweg aus dem Status Quo" zu solchen Verhandlungen bereit, schrieb Klimkin im Kurzbotschaftendienst Twitter. Allerdings gebe es für Kiew "rote Linien", die nicht überschritten werden könnten.
Bereits über 2100 Tote
Russland hatte zuvor "gewisse Fortschritte" bei den Gesprächen in Berlin vermeldet. Der russische Außenminister Sergej Lawrow verwies allerdings darauf, dass beide Seiten in der Frage eines bedingungslosen Waffenstillstands in der Ostukraine und einer politischen Lösung des Konflikts nicht vorangekommen seien.
Im Verlauf der seit vier Monaten andauernden Kämpfe im Osten der Ukraine wurden bereits mehr als 2100 Menschen getötet. In der Kampfregion leidet die Zivilbevölkerung auch darunter, dass die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Strom nicht mehr funktioniert. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bereits mehr als 285.000 Menschen vor den Kämpfen flohen.
Quelle: ntv.de, bwe/AFP/rts