Buback-Mord: "Die Sola war's" Zeuge belastet Becker
11.08.2011, 16:08 Uhr
Ex-Terroristin Becker vor dem Oberlandesgericht Stuttgart (31. März 2011).
(Foto: dapd)
Ein hochrangiger Verfassungsschützer soll 1977 die Ex-RAF-Terroristin Becker für den Mord an Generalbundesanwalt Buback verantwortlich gemacht haben. Dies berichtet der ehemalige Bild-Chefreporter von der Heyde vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. Allerdings zweifelt die Bundesanwaltschaft an der Glaubwürdigkeit des Zeugen.
Der frühere Präsident des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz, Christian Lochte, soll die Ex-Terroristin Verena Becker als Schützin beim Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback genannt haben. Dies sagte der ehemalige Chefreporter der Bild-Zeitung, Nils von der Heyde, als Zeuge vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. Bundesanwaltschaft und Verteidigung machten jedoch deutlich, dass sie große Zweifel an der Glaubhaftigkeit der Aussage haben.
"Die Sola war's", habe ihm Lochte kurz nach dem Attentat im April 1977 am Telefon gesagt, so von der Heyde. Sola sei ein Deckname der damaligen RAF-Terroristin Becker gewesen. Was der Grund des Verdachts war, habe Lochte ihm nicht gesagt. Der damalige Abteilungsleiter und spätere Präsident des Hamburger Verfassungsschutzes starb 1991.
Zweifel an der Glaubwürdigkeit
Von der Heyde sagte, er sei eng mit Lochte befreundet gewesen. Er selbst habe sein Wissen für sich behalten, bis er 2010 von den Recherchen Michael Bubacks erfahren habe. Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts hält Becker für die Schützin des bis heute ungeklärten Anschlags. Die 59-Jährige ist vor dem OLG Stuttgart als mögliche Mittäterin des Attentats angeklagt, jedoch nur, weil sie bei der Planung und Organisation eine führende Rolle gespielt haben soll.
Auch Lochte habe seine angeblichen Informationen seines Wissens nicht an die Strafverfolgungsbehörden weitergegeben, betonte von der Heyde. Der Verfassungsschützer habe von einer möglichen "Intrige" gesprochen.
Die Bundesanwaltschaft machte Zweifel an der Glaubhaftigkeit von der Heydes deutlich. So hatte der Ex-Journalist bereits 2009 in einem Online-Leserkommentar auf Zeugen hingewiesen, die eine Frau auf dem Tatmotorrad gesehen haben wollten - ohne jedoch sein angebliches Gespräch mit Lochte zu erwähnen. Ungeklärt blieb auch, wie Lochte auf den Decknamen "Sola" gekommen sein soll, der sonst nicht für Becker verwendet wurde.
Quelle: ntv.de, dpa