Politik

Lange Arbeitszeiten, hoher Druck Zeuge belastet Haderthauer schwer

Noch hält sich Haderthauer im Amt - doch die Vorwürfe gegen sie nehmen zu.

Noch hält sich Haderthauer im Amt - doch die Vorwürfe gegen sie nehmen zu.

(Foto: dpa)

In der Modellbauaffäre um Christine Haderthauer tauchen neue Details auf. Ein Ex-Insasse einer Klinik berichtet, er habe stundenlang für die ehemalige Firma der CSU-Politikerin arbeiten müssen. Auch das Finanzamt interessiert sich mittlerweile für die Affäre.

In der sogenannten Modellbauaffäre hat ein Zeuge die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer weiter belastet. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, mussten demnach psychisch kranke Straftäter in einer Klinik im bayrischen Ansbach acht und mehr Stunden täglich hochwertige Modellautos für eine Firma der Eheleute Christine und Hubert Haderthauer bauen.

Ein ehemaliger Insasse der Klinik sagte der "Bild"-Zeitung, es habe "von 8 bis 16 Uhr, fünf Tage die Woche" gearbeitet werden müssen. "Wenn ein Modellauto fertig werden musste, ging es schon mal bis 18, 19 Uhr. Manchmal sogar bis 22 Uhr."

Der Ex-Insasse hatte nach eigenen Angaben über Jahre in der Modellauto-Fertigung der Klinik für Haderthauers damalige Firma Sapor Modelltechnik gearbeitet. Er beschrieb dem Bericht zufolge ein streng organisiertes System mit langen Arbeitszeiten, hohem Produktionsdruck und Belohnungen. So habe er aus dem geschlossenen Vollzug "mehrfach auf Spielwarenmessen nach Frankfurt, Nürnberg und Pforzheim" reisen dürfen.

Dem Finanzamt Gewinne verschwiegen

Außerdem hätten weit mehr Häftlinge für Haderthauers Firma gearbeitet als bisher bekannt. Laut "Bild"-Zeitung sollen 12 bis 16 Insassen an der Fertigung beteiligt gewesen seien. Er habe damals maximal 250 Mark im Monat bekommen, wird der ehemalige Insasse zitiert.

B ei einer Hausdurchsuchung im Haus der Haderthauers im Mai in Ingolstadt sollen Fahnder zudem auf Unterlagen gestoßen sein, wonach die von dem Ehepaar aufgebaute Firma Sapor Gewinne aus dem Verkauf von Modellautos in Höhe von mehr als 143.000 Euro gegenüber dem Finanzamt verschwiegen habe, berichtete der "Spiegel".

Im Arbeitszimmer der Ministerin gefundene Kontenunterlagen sollen dem Bericht zufolge überdies belegen, dass Haderthauer noch 2007 und 2008 treuhänderische Inhaberin des Firmenkontos war und den Schriftverkehr mit dem Steuerberater von Sapor geführt haben soll. Dies gehe aus einem Schreiben der Staatsanwaltschaft an den Bayerischen Landtag hervor. Haderthauer hatte bislang angegeben, sie sei 2003 nach ihrer Wahl in den Landtag aus der Firma ausgeschieden.

Die Staatsanwaltschaft München II wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Sie wollte auch keine Prognose abgeben, wie lange die Prüfung der Vorwürfe noch dauern könnte. "Die beteiligten Ermittlungsbehörden arbeiten mit Hochdruck, um den Fall aufzuklären", sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich. In der CSU-Spitze herrscht die Hoffnung, dass die Ermittlungen möglicherweise im September abgeschlossen sein könnten. Sollte sich das Verfahren länger hinziehen, halten mehrere CSU-Politiker den Sturz der Staatskanzleichefin für wahrscheinlich. Die Opposition forderte Ministerpräsident Horst Seehofer ein weiteres Mal auf, Haderthauer zu entlassen.

"Dass Geld verdient wird"

Zuvor hatte sich ein zweiter ehemaliger Kompagnon gegen die CSU-Politikerin gestellt. Im Bayerischen Rundfunk widersprach Haderthauers ehemaliger Mitgesellschafter der Sapor Modelltechnik, Friedrich Sager, der Darstellung, die Firma habe aus Idealismus gehandelt. "Es ging nur darum, möglichst schnell die Fahrzeuge fertigzustellen und sie zu verkaufen, dass die Investitionen wieder zurückkommen und dass Geld verdient wird", sagte Sager dem BR.

Sager und der ehemalige Mitgesellschafter Roger Ponton sagten, es sei wichtiger Teil des Geschäftsmodells gewesen, dass die psychisch kranken Mitarbeiter der Modellbaugruppe extrem niedrige Stundenlöhne erhielten.

Die Sapor Modelltechnik hat die Luxus-Modellautos für zum Teil mehrere tausend Euro verkauft. Ponton erstattete Anzeige gegen das Ehepaar Haderthauer, weil er sich von diesem über die Gewinne getäuscht und bei seinem Ausstieg zu niedrig abgefunden fühlt. Die Staatsanwaltschaft München II führt in der Sache deshalb ein Ermittlungsverfahren gegen die CSU-Politikerin. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer hält trotz der Vorwürfe bisher an ihr fest.

Quelle: ntv.de, mli/AFP

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