Politik

Mixas Rücktritt als Thema Zollitsch beim Papst

Der Papst wird ganz offensichtlich dem Rücktrittsgesuch Mixas stattgeben.

Der Papst wird ganz offensichtlich dem Rücktrittsgesuch Mixas stattgeben.

(Foto: REUTERS)

Papst Benedikt XVI. nimmt aus den Händen dreier deutscher Bischöfe das Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs Mixa entgegen. Mixa wird vorgeworfen, Heimkinder in seiner Zeit als Stadtpfarrer geschlagen zu haben. Am 22. April hatte er um seine Entlasssung gebeten.

Papst Benedikt XVI. hat den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen. Anlass war Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs Walter Mixa. Zollitsch wurde nach Rom begleitet vom Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz, Erzbischof Reinhard Marx, und dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger.

Erzbischof Robert Zollitsch muss das Rücktrittsgesuch Mixas dem Papst überbringen.

Erzbischof Robert Zollitsch muss das Rücktrittsgesuch Mixas dem Papst überbringen.

(Foto: REUTERS)

Nach wochenlanger Kritik an seiner Person hatte Mixa in der vergangenen Woche dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Zur Begründung hatte er anschließend gesagt, er wolle weiteren Schaden von der Kirche abwenden und im Bistum Augsburg einen Neuanfang ermöglichen. Mixa war unter massiven Druck geraten, weil er in seiner Zeit als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen (1975 bis 1996) Heimkinder geschlagen haben soll. Mixa hatte dies zunächst geleugnet, dann aber doch "Ohrfeigen" eingeräumt. Frühere Heimkinder werfen ihm in eidesstattlichen Erklärungen jedoch massive Prügelattacken vor. Mixa werden auch finanzielle Unregelmäßigkeiten in seiner Zeit als Stadtpfarrer angelastet.

Leitlinien gegen Missbrauch

Die Bischöfe berichteten dem Papst auch über die jüngsten Beratungen des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz. Dieser hatte am Montag beschlossen, sexuellem Missbrauch künftig wirksam vorzubeugen und die Sicht der Opfer stärker als bisher zu achten. In dem Entwurf der neuen Leitlinien wird nach Kirchenangaben das Verhältnis der kirchlichen Einrichtungen zu den staatlichen Strafverfolgungsbehörden präzisiert. Er mache deutlich, dass die Kirche keinen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruche. Die überarbeiteten Leitlinien sollen mit Unterstützung auch externer Experten weiterentwickelt und im Sommer verabschiedet werden.

Immer mehr Opfer melden sich

Auch weiterhin melden sich Menschen, die Opfer von sexuellem Missbrauch und Gewalt nicht nur in Einrichtungen der katholischen Kirche geworden sind. Seit Mitte März hatte der Missbrauchsbeauftragte des Bistums Würzburg, Klaus Laubenthal, Kontakte zu 54 möglichen Opfern. Mehr als zwei Drittel der Opfer seien männlich, in über 60 Prozent der Fälle handele es sich um sexuelle Vergehen.

Unter den Beschuldigten ist auch der frühere Würzburger Weihbischof Helmut Bauer. Drei Menschen hätten sich bisher gemeldet und angegeben, er habe sie in den 60er und 70er Jahren massiv geschlagen. In einer schriftlichen Erklärung teilte Bauer mit, dass er sich nicht an die Vorfälle erinnere, jedoch keinen Zweifel daran habe.

Weiterer Verdachtsfall in Amöneburg

Von Bischof Mixa bekommt die Öffentlichkeit derzeit nicht viel zu sehen.

Von Bischof Mixa bekommt die Öffentlichkeit derzeit nicht viel zu sehen.

(Foto: Reuters)

Derweil weiten sich die Missbrauchsvorwürfe an der Stiftsschule Amöneburg (Hessen) aus. Das Bistum Fulda teilte mit, dass es einen weiteren Verdachtsfall gebe. Einem 1996 entlassenen Sportlehrer wird vorgeworfen, Mitte der 1990er Jahre Kinder sexuell missbraucht zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Vor wenigen Wochen hatte ein missbrauchter ehemaliger Internatsschüler aus Amöneburg öffentlich von Übergriffen aus dem Jahr 1976 berichtet. Das Bistum hatte diese Vorwürfe als glaubwürdig eingestuft.

Das Bistum Fulda sprach zudem von konkreten Hinweisen auf weitere sexuelle Übergriffe. Zu Einzelheiten wurden keine Angaben gemacht. Zu Nachforschung sei eine fünfköpfige Expertenkommission eingesetzt worden.

Sprecher der Odenwaldschule wirft hin

Zudem ist mitten in der Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals der Sprecher des Trägervereins der südhessischen Odenwaldschule, Philipp Sturz, zurückgetreten. Er hatte sein Amt erst vor einem Monat angetreten. "Ich halte an meiner Ankündigung fest", sagte der 48-Jährige. Acht Vereinsmitglieder, die an dem für seine Reformpädagogik bekannten Internat schon während der Zeit der sexuellen Übergriffe Verantwortung trugen, seien seiner ultimativen Aufforderung nach Rücktritt nicht gefolgt.

Nach tagelangem Warten war die Frist am Mittwoch verstrichen. "Da war Schweigen im Wald. Es geht aber nicht, dass die Mitglieder von damals im Trägerverein bleiben." Ende Mai soll ein neuer Sprecher bestimmt werden.

Nach den nicht erfolgten Rücktritten will die Ex-Schülerin und Schriftstellerin Amelie Fried (51) dem Trägerverein nun doch nicht angehören. "Ich bin der festen Überzeugung, dass ein glaubwürdiger Neubeginn an der Odenwaldschule nur mit Persönlichkeiten möglich ist, die damals nicht in Verantwortung standen", schrieb sie Sturz.

Die Odenwaldschule spricht von etwa 40 Missbrauchsopfern zwischen 1966 bis 1991. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, die Fälle gelten aber als verjährt. Die Schule hatte kürzlich ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert.

Beim nächsten Treffen des Trägervereins Ende Mai sollen auch die Nachfolger von fünf Vorständen gewählt werden, die bei einer Krisensitzung Ende März zurückgetreten waren. Damals war Sturz neben dem ehemaligen Landrat Norbert Hofmann an die Spitze des aus rund 30 Personen bestehenden Vereins bestimmt worden, der den Vorstand wählt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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