Neue Töne aus dem Iran "Zu Zwei-Staaten-Lösung bereit"
15.10.2002, 08:45 UhrDer Iran wäre inzwischen bereit, zwei nebeneinander existierende Staaten Israel und Palästina zu akzeptieren, wenn Israelis und Palästinenser dies wünschen. Dies erklärte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Hamid Resa Asefi. "Wir glauben an eine Ein-Staaten-Lösung. Aber wenn sie eine Zwei-Staaten-Lösung wollen, die Israelis und Palästinenser, werden wir das nicht behindern", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Als die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) 1988 formell die Vorstellung eines Palästinenserstaates im Westjordanland und im Gaza-Streifen akzeptierte, der mit Israel in den Grenzen von 1948 koexistieren würde, stieß dies im Iran auf scharfe Kritik. Die Vernichtung des jüdischen Staates ist im Iran seit der Islamischen Revolution 1979 Glaubenssache.
Anschlag in Beit Schean?
In Israel gibt es Zweifel an einem mutmaßlichen Anschlag auf einen Bus im nördlich gelegenen Beit Schean. Vier Passagiere waren durch zersplittertes Fensterglas leicht verletzt worden. Die Polizei hatte zunächst erklärt, vermutlich handele es sich um einen palästinensischen Anschlag, da die Scheiben von Kugeln durchschossen worden seien.
Nachdem keine Patronenhülsen gefunden wurden, revidierte die Polizei ihre Darstellung. Möglicherweise wurden die Scheiben von einem von der Straße oder Grundstück hochgeschleuderten Gegenstand beschädigt. Bewohner eines nahe zum Unfallort gelegenen Kibbuz erklärten, möglicherweise seien von einem Holzhäcksler auf ihrem Areal Metall- oder Holzstücke auf die Straße geschleudert worden.
In Tulkarem im Westjordanland erschossen israelische Soldaten palästinensischen Angaben zufolge einen 18-jährigen Palästinenser. Die Armee nahm zu dem Vorfall keine Stellung.
Palästinensischer Mufti festgenommen
Die israelische Polizei nahm den Mufti von Jerusalem, den höchsten geistlichen Würdenträger der Moslems in der Stadt, fest. Nach einem mehrstündigen Verhör ließen die Beamten ihn wieder gehen. Ikrema Sabri war am Morgen von seinem Haus in Ost-Jerusalem abgeführt worden. Nach dem Verhör sei er ohne Auflagen wieder entlassen worden, sagte der Geistliche anschließend der Deutschen Presse-Agentur.
Die israelischen Behörden werfen dem Mufti Volksverhetzung vor. Ikrema habe unter anderem vor drei Monaten palästinensische Selbstmordattentate als Mittel zur Selbstverteidigung gegen die israelische Besatzung gerechtfertigt und den Palästinenseraufstand gegen Israel (Intifada) einen Heiligen Krieg genannt.
Während der letzten Freitagspredigt habe er israelische Beschränkungen für Moslems in Jerusalem kritisiert, hieß es von palästinensischer Seite. Nach seiner Vernehmung sagte Ikrema, er habe die Polizei davon überzeugen können, dass "die mir zugeschrieben Erklärungen unwahr sind".
Abzug aus Hebron?
Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser stellte einen baldigen Truppenabzug aus Hebron im Westjordanland in Aussicht. Wenn die Bedingungen in der Stadt dies zuließen, sei der Abzug bereits zum Wochenende möglich, sagte er. Die Palästinenser reagierten mit Skepsis auf die Ankündigung.
Ben-Elieser äußerte sich am Vorabend eines geplanten Treffens zwischen Israels Ministerpräsident Ariel Scharon und US-Präsident George W. Bush. Die USA drängen Israel, seine Armee aus den besetzten Städten im Westjordanland abzuziehen.
Arafat präsentiert Kabinett
Palästinenserpräsident Jassir Arafat will noch in dieser Woche sein neues Kabinett vorstellen. Dies erklärte der palästinensische Unterhändler Nabil Schaath in Brüssel, wo er mit dem EU-Außenbeauftragten Javier Solana zusammentraf. Solana äußerte die Hoffnung, dass die neue Regierung die Reformen in der Autonomiebehörde vorantreiben werde. Ausländische Regierungen und viele Palästinenser fordern von Arafat, gegen die Korruption und Ineffektivität der Behörde vorzugehen.
Quelle: ntv.de