Politik

Bildungspolitisches Ärgernis Zuviel Schulabbrecher

Die Kultusminister wollen die Zahl der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss in den kommenden fünf Jahren deutlich verringern. Dazu haben sie bei ihrem Treffen in Bonn einen umfangreichen Maßnahmenkatalog beschlossen. Vorgesehen sind unter anderem mehr individuelle Hilfen für Risiko-Kinder, Ganztagsangebote, mehr Sprachförderung für Migrantenkinder und mehr Berufspraktika und betriebliche Orientierungsphasen in den letzten Schuljahren. Die Schulen sollen dabei eng mit der Berufspraxis zusammenarbeiten.

Im vergangenem Jahr haben in Deutschland 7,9 Prozent aller Jugendlichen die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Darin sind auch die Absolventen von Sonderschulen eingerechnet. Zugleich wurde nahezu jeder fünfte Ausbildungsvertrag vorzeitig aufgelöst. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und der schwindenden Arbeitsmarktchancen für Ungelernte sei ohne Gegenmaßnahmen "mit Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu rechnen", heißt es in dem Maßnahmenkatalog der Kultusminister.

Männliche Jugendliche brechen demnach weitaus häufiger die Schule ab als junge Mädchen. Die Kultusminister sprechen von einer "gesamtgesellschaftlichen Aufgabe" und wollen dabei den Schulterschluss mit dem Bund und mit den Betrieben suchen. Häufig sei allerdings auch schon in der Grundschule erkennbar, "wenn Kinder beginnen, den Anschluss an das Lernen zu verlieren". Hier sollten die Grundschullehrer gegebenenfalls auch mit Hilfe von Assistenzkräften vorbeugend gegen ein mögliches Schulversagen vorgehen.

Die hohe Quote der Schulabbrecher in Deutschland gilt seit nahezu drei Jahrzehnten als bildungspolitisches Ärgernis. Zwei Abkommen zwischen den Kultusministern und der Bundesagentur für Arbeit über eine Reduzierung blieben weitgehend folgenlos. Bereits 2003 hatten die EU-Staats- und Regierungschefs ein engagierteres Vorgehen gegen Schulabbruch und unzureichende Berufsreife der Jugendlichen angemahnt. Im vergangenen Jahr haben EU-weit rund fünf Millionen Jugendliche ihre Schule ohne Abschluss verlassen.

Am Mittwoch hatte die Kultusministerkonferenz beschlossen, einheitliche Bildungsstandards in den Schuljahren vor der Reifeprüfung einzuführen. Sie lehnten damit die Forderung von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) nach Einführung eines bundesweiten Zentralabiturs ab.

Quelle: ntv.de

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