Mutter und Sohn Zwei Deutsche entführt
12.02.2007, 06:53 UhrIm Irak sind offenbar zwei Deutsche entführt worden. Sie würden seit Dienstag voriger Woche vermisst, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Brüssel. "Wir können nicht ausschließen, dass es sich um eine gewaltsame Entführung handelt." Einem Bericht des Berliner "Tagesspiegel" zufolge handelt es sich bei den Entführten um die über 60-jährige Ehefrau eines irakischen Arztes und ihren Sohn. Sie seien in Bagdad aus ihrem Haus verschleppt worden. Die "Berliner Zeitung" meldete vorab, die Entführer hätten zur in Berlin lebenden Schwester des Entführten Kontakts aufgenommen. Dadurch sei der Fall bekannt geworden.
Die Bundesregierung lehnte eine Stellungnahme zu den Medienberichten ab. "Wir können dazu nichts sagen", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die Bundesregierung mahnte die Medien zur Zurückhaltung, um die Bemühungen um die Verschleppten nicht zu stören. "Wir tun natürlich alles dafür, dass die beiden deutschen Staatsangehörigen gesund zu ihren Familien zurückkehren können", sagte Steinmeier. Zuletzt hatte vor einem Jahr die Entführung der beiden Leipziger Ingenieure Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke im Irak Schlagzeilen gemacht. Sie kamen nach 99 Tagen Geiselhaft frei.
Entführer haben Kontakt aufgenommen
Die "Berliner Zeitung" schrieb, die Schwester des Entführten sei bereits von Ermittlern in Berlin vernommen worden. Auch andere Verwandte seien nach Berlin geflogen worden, um befragt zu werden. Nach diesem Bericht ist noch unklar, ob die Entführung einen politischen Hintergrund hat, oder ob es um Lösegeldforderungen geht. Auch die ARD berichtete, bei den Entführten handele es sich um eine Frau und ihren Sohn. Die Deutsch-Iraker lebten seit Jahrzehnten im Irak. Dem "Tagesspiegel" zufolge ist der Sohn Mitte 20 und im irakischen Außenministerium tätig. Die Familie gelte für irakische Verhältnisse als vermögend, berichtete das Blatt unter Berufung auf Sicherheitskreise weiter. Das Blatt berichtete, die Geiselnehmer drohten mit der Erschießung des Sohns. Forderungen hätten die Geiselnehmer jedoch noch nicht gestellt. Die ARD berichtete, bislang gebe es keinen Kontakt zu den Kidnappern.
Die "Berliner Morgenpost" schrieb unter Berufung auf Sicherheitskreise, die Entführer versuchten offenbar, die Bundesregierung zu erpressen. Die Bundesanwaltschaft ermittle wegen versuchter Nötigung von Verfassungsorganen. Außerdem gehe der Generalbundesanwalt dem Verdacht auf Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung und Geiselnahme nach. Das Bundeskriminalamt sei mit den Ermittlungen beauftragt worden. Es habe deswegen die Sonderkommission "Prater" gegründet. Die Bundesanwaltschaft lehnte eine Stellungnahme ab.
Das Auswärtige Amt bat um Verständnis, dass es keine Details nennen könne. Dies sei im Interesse der möglicherweise Entführten und ihrer Angehörigen. Der Ministeriumssprecher appellierte an die Medien, auf alle Spekulationen zu verzichten. Der Krisenstab unter Leitung von Staatssekretär Reinhard Silberberg arbeite rund um die Uhr, unterrichte Steinmeier laufend und halte Kontakt zu anderen Staaten.
Bisherige Entführungen
In den vergangenen 15 Monaten hatten zwei Entführungen deutscher Staatsbürger im Irak Schlagzeilen gemacht. Vor den beiden Leipziger Ingenieuren war im November 2005 die Archäologin Susanne Osthoff von einer islamistischen Gruppe verschleppt worden. Sie kam nach rund drei Wochen frei. Ob Lösegeld in beiden Fällen eine Rolle spielte, ist nicht bekannt.
Nach Angaben des Ministeriums leben im Irak etwa 100 Deutsche, die Mehrheit davon wegen familiärer Bindungen. Einige wenige halten sich im Auftrag von Unternehmen in dem Land auf und betätigen sich in der humanitären Hilfe.
Quelle: ntv.de