Entführung in Afghanistan Zwei Deutsche vermisst
18.07.2007, 21:43 UhrIn Afghanistan sind zwei Deutsche offenbar entführt worden. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes Martin Jäger bestätigte lediglich, zwei Deutsche würden vermisst. Die Botschaft in Kabul und alle relevanten Stellen bemühten sich um rasche Aufklärung des Falles. Zuvor hatte ein afghanischer Behördenvertreter dem britischen Rundfunksender BBC gesagt, in der zentralafghanischen Provinz Wardak seien sieben UN-Mitarbeiter verschleppt worden, darunter zwei Deutsche.
Unklar war zunächst, in wessen Auftrag die Deutschen unterwegs waren. Der Gouverneur der neben Wardak gelegen Provinz Ghazni, Mirajuddin Pathan, sprach von UN-Mitarbeitern. Die Vereinten Nationen in New York bestätigten die Entführung von sieben Menschen. Darunter sei ein Vertreter einer "internationalen Beobachtermission". "Es handelt sich um einen Mann, von dem wir annehmen, dass er ein Deutscher ist", sagte ein UN-Sprecher in New York. Vier der Geiseln, alles Polizisten, seien inzwischen wieder auf freiem Fuß. Festgehalten würden auch noch ein Übersetzer und ein Fahrer.
Anfang Juli war erstmals seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 ein Deutscher in Afghanistan entführt worden. Die Kidnapper hatten den Geschäftsmann unter bis heute unklaren Umständen nach einer Woche wieder freigelassen. Das Auswärtige Amt in Berlin ist derzeit noch mit einem weiteren Entführungsfall befasst. Im Februar war eine Deutsche mit ihrem Sohn in der irakischen Hauptstadt Bagdad verschleppt worden. Die Mutter wurde in der vergangenen Woche zwar wieder freigelassen worden, ihr Sohn ist aber weiter in der Hand der Entführer.
In Afghanistan sind Deutsche bereits mehrfach Opfer von Gewalt geworden. Im März erschossen bewaffnete Männer im Norden des Landes einen deutschen Mitarbeiter der Welthungerhilfe. Im Oktober 2006 ermordeten Unbekannte eine Journalistin und einen Techniker der Deutschen Welle.
Wieder Angriffe
Bei einer Serie von Anschlägen sind am Mittwoch mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Bei einer Attacke von Taliban-Kämpfern auf einen Konvoi der Sicherheitskräfte kamen in der im Süden gelegenen Provinz Zabul sechs Polizisten ums Leben, fünf erlitten Verletzungen. Auch auf Seiten der Angreifer habe es Opfer gegeben, doch hätten ihre Kameraden diese bei ihrer Flucht mitgenommen, teilte die Polizei mit. Die radikal- islamischen Taliban erklärten, sie hätten bei der Attacke zehn Polizisten getötet.
Beim Angriff auf eine Polizeistation in der Provinz Khost im Osten des Landes kamen zwei Polizisten und ein Zivilist ums Leben, als einer von zwei Selbstmordattentätern seinen Sprenggürtel zündete. Polizisten hätten den zweiten Angreifer zuvor erschossen. In der benachbarten Provinz Paktia erschossen Bewaffnete bei einem Angriff auf die Wagen einer privaten Baufirma einen philippinischen Ingenieur und seinen afghanischen Kollegen.
Bei einem Selbstmordanschlag auf ein türkisches Wiederaufbauteam hatte sich am Morgen ein Attentäter in der Hauptstadt Kabul selbst in die Luft gesprengt. Dabei wurden nach Angaben des Außenministeriums in Ankara ein Türke und ein Afghane verletzt.
Merkel für Mandatsverlängerung
Deutschland ist derzeit an drei Afghanistan-Einsätzen beteiligt, die trotz erheblicher Bedenken in der SPD vermutlich im Herbst verlängert werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich auf ihrer Bilanzpressekonferenz dafür aus, alle drei Einsätze der Bundeswehr zu verlängern: "Das Engagement in Afghanistan muss fortgesetzt werden ... Wir brauchen die Verlängerung aller drei Komponenten." Deutschland trage Verantwortung für Afghanistan und damit auch für die eigene Sicherheit. "Es muss alles getan werden, um Anschläge zu verhindern." Es dürfe kein Grund für einen Rückzug sein, dass die Lage in dem Land schwieriger geworden sei.
Die Afghanistan-Mandate für die Internationale Schutztruppe ISAF und die Tornado-Aufklärungsflugzeuge der Bundeswehr laufen Mitte Oktober, das Mandat für die US-geführten Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" (OEF) läuft Mitte November aus. Der Bundestag entscheidet vorher über die Verlängerung. Der jüngste Anschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan mit drei toten Soldaten hatte auch in der SPD eine Debatte über das richtige Konzept ausgelöst.
Derzeit sind im Rahmen der 36.000-Mann starken ISAF-Mission 7100 britische Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Die Bundeswehr ist vor allem im vergleichsweise ruhigen Norden des Landes stationiert. Unter dem Kommando der ISAF sind rund 3200 deutsche Soldaten und sechs Aufklärungsjets im Einsatz.
Quelle: ntv.de