Powell vs. Cheney Zwist um Irak-Krieg
02.09.2002, 00:00 UhrInnerhalb der US-Regierung sind klare Meinungsunterschiede über einen möglichen Militärschlag gegen den Irak deutlich geworden. Außenminister Colin Powell wandte sich nach Einschätzung von Beobachtern am Wochenende gegen die harte Haltung von Vizepräsident Richard Cheney.
Powell appellierte an den Irak, wieder Waffeninspekteure ins Land zu lassen und sprach sich zugleich für eine Debatte auf internationaler Ebene über einen Militärschlag aus. Damit stellte er sich gegen Vizepräsident Dick Cheney, der sich in den vergangenen Tagen massiv für einen Sturz Saddam Husseins eingesetzt und eine Rückkehr der Waffeninspektoren für bedeutungslos erklärt hatte.
Das Weiße Haus bemühte sich indes, die Meinungsverschiedenheiten herunterzuspielen. Nach Angaben des n-tv Partnersenders CNN wies es zurück, dass nun innerhalb der Regierung ein Streit ausgebrochen sei. Powell und Cheney seien sich einig, dass es einen Regimewechsel im Irak geben müsse, zitierte der Sender einen Sprecher.
Die Verbündeten der USA bräuchten mehr Beweise für eine vom Irak ausgehende Bedrohung, sagte Powell in der BBC. Nur damit könnten sie von der Notwendigkeit eines Eingreifens überzeugt werden. Er erinnerte daran, dass auch Präsident George W. Bush eine Rückkehr der UN-Waffeninspekteure in den Irak wünsche. Dies allein sei aber noch keine Garantie dafür, dass die von den irakischen Massenvernichtungswaffen ausgehende Gefahr gebannt sei.
Die USA haben nach Erkenntnissen von Bundesaußenminister Joseph Fischer (Grüne) noch nicht grundsätzlich über einen Militärschlag gegen Irak entschieden. Allerdings gebe es von seiten Washingtons einen "starken Positionierungsdruck", sagte er der "Leipziger Volkszeitung". Fischer bekräftigte die Entscheidung, dass sich Deutschland nicht an einem Militärschlag beteiligen werde.
Irak lehnt UNO-Inspekteur Blix ab
Der stellvertretende irakische Ministerpräsident Tarek Asis bezeichnete indes die Vorwürfe als grundlos, in seinem Land würden Massenvernichtungswaffen hergestellt. Cheney habe für seine Aussage, Irak stelle eine tödliche Bedrohung dar, keine Beweise vorgelegt. "Das ist nicht wahr. Wir sind bereit, das zu beweisen", sagte er in Johannesburg, wo er am Weltgipfel der UN teilnimmt. Der Irak strebe auch nicht nach dem Erwerb von Atomwaffen.
Die Rückkehr des Chefinspektors der UN, Hans Blix, und seiner Leute, lehnte er aber ab. "Das läuft nicht, weil es zu nichts führt. Wir glauben nicht, dass Blix und seine Gruppe innerhalb einer vernünftigen Zeitspanne zu einem Abschluss kommen, damit die Vereinigten Staaten und alle Welt wissen, dass es in Irak keine Massenvernichtungswaffen gibt."
Quelle: ntv.de