Gespräche in Ägypten abgesagt Hamas entführt israelischen Soldaten
01.08.2014, 15:05 Uhr
Nach der Entführung eines israelischen Soldaten rückt eine Beruhigung der Lage in weite Ferne.
(Foto: REUTERS)
Eigentlich soll eine Waffenruhe die Situation im Gazastreifen beruhigen. Doch dazu kommt es nicht. Kurz nach Beginn der Feuerpause fallen bereits Schüsse, Dutzende Menschen sterben. Und die Hamas bringt einen israelischen Soldaten in ihre Gewalt.
Militante Palästinenser haben im Gazastreifen einen israelischen Soldaten verschleppt. "Terroristen griffen israelische Streitkräfte an, die an einem Tunnel im Einsatz waren. Ein Soldat wurde vermutlich entführt", teilte der israelische Militärsprecher Peter Lerner mit. Wenig später teilte er mit, dass es sich um den 23-jährigen Leutnant Hadar Goldin handle.
Ein ranghohes Hamas-Mitglied sagte der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, der Soldat sei vor Inkrafttreten der Waffenruhe um 07.00 Uhr (MESZ) gefangen genommen worden. Daher habe Israel nicht das Recht, die Waffenruhe zu brechen, so Mussa Abu Marsuk weiter. Israel bestreitet das. Nach Angaben des Militärs ist Goldin erst um 08.30 Uhr (MESZ) verschleppt worden.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach der Entführung Gegenmaßnahmen angekündigt. Die radikal-islamische Hamas und andere Gruppierungen müssten die Folgen ihrer Taten tragen, sagte der Regierungschef nach Angaben seines Büros im Gespräch mit US-Außenminister John Kerry. "Israel wird alles Notwendige gegen jene unternehmen, die zu seiner Zerstörung aufrufen und die Terrorakte gegen seine Bürger verüben", sagte Netanjahu.
Gespräche in Ägypten abgesagt
Stimmen die Angaben der israelischen Armee, erfolgte die Entführung anderthalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die Vereinten Nationen (UN) und die USA zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas vermittelt hatten.
Inzwischen erklärte Israel die Feuerpause für gescheitert. Auch die in Ägypten geplanten Gespräche über eine dauerhafte Waffenruhe in Gaza sind vorläufig abgesagt. Das schrieb die staatliche ägyptische Zeitung "Al-Ahram" unter Berufung auf den Vizechef der Hamas-Exilorganisation, Mussa Abu Marsuk. Grund sei, dass die israelische Delegation ihre Teilnahme abgesagt habe, hieß es.
Bereits wenige Stunden nach Beginn der 72-stündigen Feuerpause hatte es Berichte über neue Kampfhandlungen gegeben. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die Feuerpause gebrochen zu haben. Das israelische Militär erklärte, lediglich auf Angriffe der militant-islamischen Hamas reagiert zu haben. Hamas-Medien behaupteten wiederum, Israel habe die Waffenruhe gebrochen. Nach Angaben aus dem Krankenhaus in Rafah im südlichen Gazastreifen kamen bei einem israelischen Granatangriff mindestens 50 Menschen ums Leben.
Israelische Medien berichteten, Bewaffnete hätten israelische Soldaten im Gebiet von Rafah unter Beschuss genommen. In Südisrael heulten am Vormittag die Sirenen auf, die vor Raketenbeschuss durch die Hamas aus dem Gazastreifen warnen. Die Armee teilte über Twitter mit, dass acht Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert worden seien. Eine sei vom Raketenabwehrsystem "Iron Dome" abgefangen worden, die sieben anderen seien in offenem Gelände eingeschlagen.
Die USA haben die Verschleppung des israelischen Soldaten und jüngste Angriffe der radikal-islamischen Hamas scharf kritisiert. Außenminister John Kerry sprach von einer "empörenden Verletzung" der ausgehandelten Waffenruhe. Er verurteile die Aktionen aufs Schärfste, die zur Tötung zweier israelischer Soldaten und zur "mutmaßlichen Entführung" eines weiteren Soldaten geführt habe, hieß es in einer schriftlichen Erklärung Kerrys. Die Hamas müsse den Mann sofort und ohne Bedingungen freilassen.
Tunnel weiter im Visier
Nach der Feuerpause verfolgt Israel weiter das Ziel der Zerstörung der "Terror-Tunnel". Insgesamt seien bisher etwa 80 Prozent der von Israel Tunnel zerstört worden, berichtete der israelische Rundfunk. Weiteres Ziel der israelischen Offensive war es, den dauernden Raketenbeschuss von Israels Ortschaften zu unterbinden.
Die Zahl der seit Beginn des Konflikts am 8. Juli getöteten Palästinenser ist inzwischen mit mehr als 1460 höher als bei der letzten Bodenoffensive 2009. Die Mehrzahl der Toten sind Zivilisten. Nach israelischen Angaben sind unter den Opfern aber auch mehrere Hundert militante Kämpfer. Etwa 8400 Palästinenser seien verletzt worden, teilte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums mit. 230.000 Menschen befinden sich nach UN-Angaben auf der Flucht. Zudem wurden 61 israelische Soldaten und drei Zivilisten bei den Kampfhandlungen getötet. Mehrere hundert Menschen wurden auf israelischer Seite verletzt.
Israelische Medien berichteten, Bewaffnete hätten israelische Soldaten im Gebiet von Rafah unter Beschuss genommen. In Südisrael heulten am Vormittag die Sirenen auf, die vor Raketenbeschuss durch die Hamas aus dem Gazastreifen warnen. Die Armee teilte über Twitter mit, dass acht Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert worden seien. Eine sei vom Raketenabwehrsystem "Iron Dome" abgefangen worden, die sieben anderen seien in offenem Gelände eingeschlagen.
Quelle: ntv.de, fma/mli/dpa/AFP/rts