Politik

Brandanschlag auf Flüchtlingsheime "Wir stehen 100 Prozent zu den Unterkünften"

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(Foto: REUTERS)

Ein Brandanschlag auf Asylheime, Hakenkreuze und ein fremdenfeindlicher Spruch auf einer der Wände. Was ist in der bayerischen Kleinstadt Vorra passiert? Und was kommt jetzt? Der Bürgermeister berichtet.

Die Telefone klingeln, Menschen reden durcheinander - Volker Herzog steht unter Druck. Die Schlagzeile "Flüchtlingsheime brennen" macht wieder die Runde, und sie ist eng verbunden mit seiner Stadt in Bayern. n-tv.de hat mit dem SPD-Bürgermeister von Vorra gesprochen.

n-tv.de: Was ist in der vergangenen Nacht passiert?

Volker Herzog: Ein Brandanschlag ist passiert. Mit Brandbeschleuniger wurden geplante Asylbewerberunterkünfte angesteckt. An einer Wand gab es Schmierereien: Da waren Hakenkreuze und der Spruch: "Kein Asyla(n)t in Vorra".

Das spricht für einen rechtsextremistischen Hintergrund der Tat.

So ist es zu vermuten.

Sie sind schon mehrere Jahre Bürgermeister von Vorra. Haben Sie so etwas kommen sehen?

Nein. Auch die ganze Gemeinde ist gelähmt und sprachlos. Der Bau der Flüchtlingsunterkünfte war gut in der Bevölkerung verankert. Es gab keine Ressentiments. Im Gegenteil. Über die Kirchengemeinde hat sich ein Unterstützerkreis für das Projekt gebildet. Jeder hier kann es sich doch vorstellen, wie es sein muss, aus dem eigenen Land fliehen zu müssen. Die Bürger von Vorra haben sich darauf gefreut, dass die Leute kommen.

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(Foto: dpa)

Es reichen bekanntlich ein paar Ausnahmen, damit es zu solch einer Tat kommt. Gibt es stadtbekannte Rechtsextreme?

Wir haben hier keine Szene. Dafür ist die Gemeinde zu klein. Ich bin mir sicher, dass es Auswärtige waren.

Wie können Sie sich da so sicher sein?

Die Gemeinde hat 1900 Einwohner. Ich kenne meine Mitbürger doch.

Anwohner berichten von einem Wochenendhaus, das nur 500 Meter von den geplanten Unterkünften entfernt steht. Die Leute, die es gekauft oder gemietet haben, sollen wiederholt Nazi-Parolen gebrüllt haben.

Das ist richtig. Das Wochenendhaus existiert. Dort haben sich in sehr unregelmäßigen Abständen junge Leute getroffen. Das Haus stand aber auch dementsprechend unter Beobachtung der Polizei. Die letzten Monate hat sich keiner mehr gezeigt. Es ist also fraglich, ob man die Leute aus dem Haus mit dem Brandanschlag in Zusammenhang bringen kann.

Es ist aber zumindest eine Spur. Waren Leute aus Vorra unter diesen jungen Leuten?

Es waren Auswärtige. Und ich denke auch, dass die Polizei jetzt in diese Richtung ermittelt.

Lassen Sie uns über die Folgen des Brandanschlags sprechen. Eigentlich sollten schon im Januar bis zu 80 Flüchtlinge in die Unterkünfte einziehen. Was passiert jetzt mit diesen Menschen?

Ich habe mit dem Besitzer der Unterkünfte, der sie auch für den Betrieb als Asylbewerberunterkunft saniert hat, gesprochen. Er hat mir versichert, dass er nicht aufgeben wird. Die Unterkünfte werden wieder hergerichtet. Wir stehen 100 Prozent zu den Unterkünften.

Nur auf die Schnelle wird das wohl kaum etwas. Die Feiertage stehen bevor, draußen ist es kalt.

Ja, auf die Schnelle wird es sicherlich nicht gehen. Die Unterkunft ist ja aber angemietet über die Regierung von Mittelfranken. Die muss nun schauen, dass man die Flüchtlinge zunächst anderswo in Mittelfranken unterbringt. Das ist nicht unproblematisch. Aber ich bin mir sicher, dass sie es irgendwie zuwege bringt.

Mit Volker Herzog sprach Issio Ehrich

Quelle: ntv.de

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