Autobauer reagieren auf Inselstreit Tokio und Peking bleiben uneinig
26.09.2012, 07:18 Uhr
Ein Schiff der japanischen Küstenwache versucht, ein taiwanisches Fischerboot aus dem Gebiet um die Inseln zu vertreiben.
(Foto: dpa)
Am Rande der UN-Vollversammlung treffen sich die Außenminister von Japan und China, um eine Einigung im Inselstreit zu finden. Doch es gebe "keine Wundermittel in der Außenpolitik", heißt es nach dem Treffen aus Tokio. Japanische Firmen ziehen Konsequenzen.
Japan und China sind weiter in Gesprächen über eine Lösung des Inselstreits. Allerdings beharren beide Seiten auf ihren Positionen. Die Außenminister beider Länder, Koichiro Gemba und Yang Jiechi, trafen sich dazu am Rande der UN-Vollversammlung in New York, wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Aus Diplomatenkreisen verlautete, dass die Initiative für das Treffen von Japan ausging. Die Stimmung sei "ernst" gewesen.
Yang habe seinem japanischen Kollegen dabei klar gemacht, dass die Inseln für China seit jeher heiliges Gebiet seien, meldete Xinhua. Er sprach von einem "groben Verstoß" gegen die territoriale Integrität Chinas. Der japanischen Agentur Kyodo zufolge dauerte das Treffen rund eine Stunde. Der japanische Kabinettsminister Osamu Fujimura sagte, beide Seiten hätten weitere Gespräche vereinbart. "Es gibt keine Wundermittel in der Außenpolitik. Wir müssen über diverse Kanäle miteinander sprechen", ergänzte Fujimura.
Die beiden Länder streiten sich um eine unbewohnte Inselgruppe nordöstlich von Taiwan, die in China Diaoyu und in Japan Senkaku genannt wird. Die umliegenden Gewässer sind reich an Fischen, in der Region werden umfangreiche Erdgasvorkommen vermutet. Der Konflikt hat sich zuletzt zugespitzt, nachdem die japanische Regierung trotz scharfer Warnungen aus Peking drei der insgesamt fünf Inseln dem privaten japanischen Besitzer abkaufte.
Toyota und Nissan reduzieren Produktion
In China kam es darauf zu den schwersten Protesten und Übergriffen auf japanische Einrichtungen seit Jahrzehnten. Zudem wurde zum Boykott japanischer Waren aufgerufen. Wegen der daraus resultierenden eingeschränkten Nachfrage nach japanischen Autos in China reduzieren die Autobauer Toyota und Nissan ihre Produktion in dem Land. Der Streit zwischen Peking und Tokio habe Auswirkungen auf den Verkauf, teilte ein Toyota-Sprecher mit. Daher werde die Produktion "angepasst". Toyota hat drei Werke in China, wo rund 800.000 Autos pro Jahr hergestellt werden.
Ein Nissan-Sprecher kündigte an, die Produktion in China vom 27. September bis zum 7. Oktober einzustellen. Als Gründe gab er die "aktuelle Marktsituation" sowie die Ferien in China an. Ab dem 8. Oktober werde Nissan "flexibel" auf weitere Marktentwicklungen reagieren. Nissan verfügt über drei Werke in China. Dort wurden 2011 insgesamt fast 1,2 Millionen Fahrzeuge hergestellt. Wegen der antijapanischen Proteste hatten in den letzten Tagen bereits mehrere japanische Firmen ihre dortige Produktion ganz oder teilweise eingestellt.
Zwar erwarten Experten keinen Krieg zwischen beiden Ländern. Allerdings wird befürchtet, dass ein Zwischenfall zu einer Eskalation führen könnte. In China sind die Erinnerungen an die japanische Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg lebendig. Damals starben Millionen Chinesen.
Vor dem Hintergrund des Streits wird bekannt, dass der als außenpolitischer "Falke" geltende frühere japanische Ministerpräsident Shinzo Abe erneut an die Macht will. Zunächst wurde der konservative Hardliner zum Vorsitzenden der oppositionellen Liberaldemokratischen Partei (LDP) gewählt. Abe war von der damals regierenden LDP 2006 zum Premier gewählt worden, nach nur einem Jahr jedoch überraschend abgetreten. Er ist bekannt für seine harte Haltung gegen China.
Quelle: ntv.de, rts/AFP